Es ist an der Zeit, dass die Philosophie in die Stadt zurückkehrt. Der Aufruf für ein kämpferisches Denken von einer großen europäischen Intellektuellen.
Während in der vollends globalisierten, kapitalisierten und integrierten Welt ohne Außen Krise auf Krise folgt und menschenfeindliche Positionen immer mehr Raum gewinnen, verhält die Philosophie sich eigentümlich konformistisch: In Ethikkommissionen stellt sie hier und da eine zaghafte Empfehlung moralischer Angemessenheit aus und bescheidet sich ansonsten damit, das Bestehende intellektuell mitzuverwalten. In ihrer ebenso leidenschaftlichen wie scharfsinnigen Abhandlung ruft Donatella Di Cesare die Philosophie dazu auf, sich wieder ins politische Handgemenge zu begeben und in die Stadt, die globale Polis, zurückzukehren, aus der sie nach dem Tod des Sokrates vertrieben worden war. Getragen von radikalem Existenzialismus und einem neuen Anarchismus zeigt sie, dass in die abendländische Philosophie seit ihrem antiken Anfang eine politische Berufung eingeschrieben war, deren Verdrängung sie um ihr Wertvollstes, um ihre aufklärerische Potenz, bringt. Doch Kritik und Dissens allein reichen nicht mehr aus. Der Niederlage des Exils, der inneren Emigration eingedenk kehren die Philosophen jetzt zurück, um ein Bündnis mit den Unterdrückten zu schmieden. Ein fulminantes Plädoyer für die politische Relevanz der Philosophie, ihre radikale Zeitgenossenschaft und ihre atopische Widerstandskraft.
Ebook
ISBN: 978-3-95757-890-7 9783957578907
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Veröffentlicht: 2020
Schlagworte: Philosophie, Italien, Politik, Antike, Philosophiegeschichte, Heidegger, Anarchismus, Programmschrift, Sokrates, Europa
Di Cesares Buch ist eine kleine, elegante – und elegant übersetzte – Philosophiegeschichte, in der das Fremdeln als theoretische Kunst in seinen verschiedenen Formen und politischen Facetten erkundet wird.«
– Dieter Thomä, Frankfurter Allgemeine Zeitung
» Eine gedanklich konzisere und sprachlich leidenschaftlichere Darstellung ist zurzeit wohl nicht zu haben.«
– Andreas Puff-Trojan,ORF
»Dass sich die Lektüre lohnt, hat vielleicht mit der Sehnsucht tun, den Zeitzustand zu transzendieren. [..., S]ie bindet den Wunsch nach dem Verstehen, Bannen, vordringlich aber der Vergemeinschaftung einer höchst verstörenden Erfahrung. Denn abgesehen von Fernsehnachrichten war der (italienische wie der gesamte südeuropäische) Lockdown bilder-, geräusch- und geruchlos, die Erfahrung eines Nichts. Eines Nichts an Überleben. Damit dieser Zustand nicht zu neuer Barbarei führt, braucht es unter anderem die Philosophie.«
– Der Freitag
»Es ist Di Cesares persönliches Engagement als kämpferische Intellektuelle, das ihren Aufruf so glaubwürdig macht. Man mag ihr darin zustimmmen, dass die Philosophen tatsächlich dazu ›berufen‹ sind, Denkgewohnheiten aufzubrechen und in Frage zu stellen.«
– Thomas Vašek, Hohe Luft