Indianer zu Hunderten, Horden von Bisons und ihre Jäger, Hitze und Spannung, Staub und das unentwegte Knallen von Schüssen – Éric Vuillards Erzählung strotzt vor Abenteuer. Doch die Spur verläuft im Kreis, die Männer bewegen sich vor einer riesigen Leinwand, die Rufe der Menge überdecken alle Geräusche : Billy Cody alias Buffalo Bill tobt im Zentrum eines Spektakels, das als Wildwest-Show über zwei Jahrzehnte in der ganzen Welt bekannt war und eine Geschichte von Heldentum und gerechtem Zorn konstruierte. Doch die Schlachten der Sieger, der heroische Gründungsmythos eines vermeintlich freien Landes, waren das Massaker an Amerikas Ureinwohnern, deren Überlebende nun gezwungen sind, im Kostüm des Besiegten zu posieren und ihre Erniedrigung bei jeder Darbietung abermals zu durchleben. Éric Vuillard konfrontiert in dieser fesselnden historischen Rhapsodie den amerikanischen Mythos der Eroberung des Westens mit den vergessenen Gesichtern ihrer Opfer und entlarvt das erste große Massenvergnügen der Neuzeit als lügenhafte Umerzählung der brutalen Ausrottung eines Volkes in ein gigantisches, von den Siegern zu Markte getragenes Spektakel.
Ebook
ISBN: 978-3-95757-430-5 9783957574305
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Veröffentlicht: 2017
Originaltitel: Tristesse de la terre (Französisch)
Schlagworte: Wilder Westen, Amerika, Show, Indianer, Cowboys, französische Gegenwartsliteratur, französische Literatur, Geschichte, Buffalo Bill, USA, Gründung Amerikas, Globalgeschichte, Kolonialgeschichte, Kulturgeschichte, amerikanische Ureinwohner, Literatur
»Innovativ ist der neuralgische Knotenpunkt, den Vuillard im Fall Buffalo Bill ausgemacht hat. Mit wortmächtiger, ätzender Sprache zerlegt er das Geflecht, packt ein grelles Thema mit grellen Worten.«
- Niklas Bender, FAZ
»Vuillards gerade einmal 120 Seiten schmaler Text handelt zwar von Ereignissen, die mehr als hundert Jahre zurück liegen, darüber hinaus ist er eine sprachmächtige Meditation über die destruktive Kraft der Ökonomie der Aufmerksamkeit.«
- Peter Zimmermann, Ö1
»Traurigkeit der Erde» ist ein engagiertes Stück Literatur. Es entlarvt den amerikanischen Gründungsmythos als Lüge.«
- Annette König, SRF
»Vuillard entwickelt ein feines Gespür für die Untiefen und Abartigkeiten unkontrollierten Geschäftsgebarens, wobei die wirklichen Leidtragenden dieser als Show getarnten Geschichtsklitterung diese als definitive Demütigung verstanden haben dürften.«
- biograph
»Vuillard reißt den Leser mit, bei erhobenem Zeigefinger: ›Wir sind das Publikum‹ – und sollten unserer Kultiviertheit und Intelligenz misstrauen. Denn die Urteilskraft geht dem Spektakel gern auf den Leim.«
– Ingeborg Waldinger, Die Furche
»Ein schauriges Kapitel Unterhaltungsgeschichte, eine Poetik der Grausamkeit.«
– Kirstin Breitenfellner, Falter