20 Jahre lang notierte Henry David Thoreau fast täglich morgens und abends Beobachtungen zur Natur, aber auch Überlegungen zu Politik und dem kulturellen Tagesgeschehen. Der durch sein Buch Walden weltberühmt gewordene Autor tritt in seinem bei Matthes & Seitz Berlin in 12 Bänden herausgegebenen Tagebuchwerk als aufmerksamer Kommentator des Zeitgeschehens auf, der für seine Überzeugungen auch öffentlich einsteht. Der von Rainer G. Schmidt herausgegebene und von Jared Sexton mit einem Nachwort versehene Band VI kreist zentral um die Übel der Sklaverei und des Imperialismus. In ihrer engen Verstrickung sah Thoreau eine maßgebliche Voraussetzung für den Übergang vom Merkantilismus zum Industriekapitalismus. Von der Einführung der Baumwollentkörnungsmaschinen zur Kreditfinanzierung lebte Thoreau in einer Zeit rasender Entwicklung, die er aufmerksam konstatierte und kritisierte, insbesondere durch sein Eintreten gegen die Sklaverei.
»Thoreaus Hauptwerk war nicht Walden, sondern sein zwei Millionen Wörter umfassendes Tagebuch.« — Andrea Wulf, THE ATLANTIC