Das Land der eigenen Geschichte
›Reise nach Gestern‹ führt den Leser in eine untergegangene Welt. Der Ich-Erzähler durchmisst in den frühen 1930er Jahren den k. und k.-geprägten Raum Südosteuropas, reist von Ungarn bis Kroatien und erkundet die dalmatinische Küstenlandschaft. Dabei zeichnet er das Bild einer Gesellschaft in massivem Wandel. Die Orientierungs- und Haltlosigkeit der politisch-gesellschaftlichen Umwälzungen spiegelt sich in einer inneren Unruhe des Erzählers: Er fragt und forscht, beschäftigt sich mit den Mythen und Geschichten seiner Vorfahren und seiner Kindheit und will sich so seiner eigenen Haltung, seiner eigenen Identität versichern. In der Ablehnung starrer Glaubenssysteme und Welterklärungsmodelle tritt ein tiefes Streben nach dem richtigen, wahren Leben hervor, das der junge Schriftsteller in Auseinandersetzung mit der Literatur des Landes, der politischen Hoffnungen und der heimatlichen Landschaft auslotet und zu finden hofft. 1936 erschien Fejtős Text erstmals in Ungarn; für die deutsche Ausgabe wurde er von der Herausgeberin Ágnes Relle um Fotografien und dokumentarische Kommentare erweitert.
»›Reise nach Gestern‹ ist ein Werk, das sich einer genauen Genrebezeichnung erfolgreich widersetzt: Philosophisches Journal, kulturgeschichtliches Dokument, Feuilleton und Baedeker, Familienalbum, poetischer Abgesang und vielfarbig funkelnde Hommage an eine untergegangene Epoche.«
Carsten Hueck, DeutschlandRadio, 28. Januar 2013
»Ein großes Glück für den heutigen Leser ist, nun seinen eigenen literarischen Text, der so lange verschollen war, lesen zu können in einer vorzüglichen Übersetzung. Angereichert hat Agnes Relle den Band mit einem Fototeil, Fotos aus der Familiengeschichte von Fejtö, die er ihr in einer Schachtel überreichte, und erweitert durch Ansichtskarten aus der Zeit, die die Übersetzerin aus Archiven ausgegraben hat und die stimmungsvoll den Reisebericht ergänzen. Unbefangen kann der heutige Leser diese empfindsame poetische Reise nicht wahrnehmen, darüber hat sich die Dämonie der Geschichte gelegt.«
Lerke von Saalfeld im Gespräch mit der Übersetzerin Agnes Relle, DeutschlandRadio Büchermarkt, Januar 2013
»Die Entstehung des vorliegenden Buches selbst ist eine interessante Geschichte, die Agnes Relle, die hervorragende Übersetzerin, in ihrem Vorwort kurz umreißt ... Am Ende des Buches findet sich ein Fotoalbum mit Lichtbildern der Protagonisten, zum Teil in ihrer Volkstracht oder nationalen Uniform. Eine spannende und zuweilen rührende Zugabe.«
Jan Kuhlbrodt, fixpoetry.de, September 2012
"Fetjö hat ein Gespür für die Grenzlinien, die eine alte Zeit noch sichtbar halten, wo sich eine neue Zukunft aber in Andeutungen schon zeigt. Er ist der Chronist der Vergänglichkeit."
Anton Thuswaldner, Salzburger Nachrichten, 16. Februar 2013
"In der preisgekrönten Übersetzung von Agnes Relle, die noch mit Fetjö selbst das Buch um einen historischen Bildanhand erweitern konnte, atmen die Sätze wie Wellen harmonisch und rhythmisch dem Leser entgegen: eine wunderbare Wiederentdeckung eines großen Autors."
Markus Bauer, Mare, April/Mai 2013