Die Anthropologin Nastassja Martin teilt in dieser packenden autobiografischen Erzählung die Geschichte einer tiefen Verletzung und ihrer Heilung. Auf einer ihrer oft monatelangen Forschungsreisen auf die von Vulkanstümpfen durchzogene russische Halbinsel Kamtschatka, wo sie die Bräuche und Kosmologien der Ewenen studiert, taucht sie tief in deren Kultur ein und beginnt intensiv zu träumen. Nach einer Bergtour begegnet sie einem Bären: Es kommt zum Kampf, er beißt sie ins Gesicht und die 29-Jährige gerät in einen Zustand versehrter Identität. Was sie zuvor als Wissenschaftlerin beschrieben hat – die animistische Durchmischung von allem – erfährt sie nun am eigenen Leib. Die Grenzen zwischen dem Bären und ihrer selbst, oder dem, was früher sie selbst war, verschwimmen. Träume und Erinnerungen lassen Nastassja Martin umfassende Heilung in sich selbst und der Wildnis finden, in die sie nach einer qualvollen Genesungsgeschichte in russischen und französischen Krankenhäusern zurückkehrt.
»In Nastassja Martins Erzählbericht »An das Wilde glauben«, der [...] hier in der hervorragenden Übersetzung von Claudia Kalscheuer erstmals auf Deutsch vorliegt, hat die ethnologisch inspirierte Prosa eine Ebene betreten, die hierzulande bisher einzig von Hubert Fichte in seinem großen Buch »Explosion« [...] abgeschritten worden ist.«
– Cord Riechelmann, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
»Nun ist Nastassja Martin einerseits Wissenschaftlerin genug, Distanz zu ihrem Gegenstand zu wahren, und hat andererseits einen wachen schriftstellerischen Blick für das Potential ihrer Geschichte, um es in einer reflektierten und dabei äußerst anschaulichen und atmosphärisch dichten Erzählweise voll ausschöpfen zu können. So entsteht eine fesselnde Annäherung, ein lebendiger literarischer Bericht, eine essayistisch-philosophische Auseinandersetzung mit ihrer inneren und äußeren Verwandlung, die sich jeder Genrebezeichnung entzieht.«
– Antje Rávik Strubel, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»[E]ine poetische Sprache, die den Animismus ernst nimmt, aber nie esoterisch wird; die voller Zärtlichkeit ist, aber nie kitschig.«
– Marcel Hänggi, WOZ
»›An das Wilde‹ glauben ist ein fulminanter Text. Die gerade mal 140 Seiten schlagen mit der Wucht eines scharf geworfenen Steins ein.«
– Christiane Lutz, Süddeutsche Zeitung