Im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Wir in Wiesbaden«
Als nach dem 7. Oktober 2023 die Bilder von dem Massaker der islamofaschistischen Terrorgruppe Hamas in Israel um die Welt gehen, lassen viele, die sich sonst besonders sensibel, »woke« und »aware« geben, jegliches Mitgefühl gegenüber jüdischen Opfern vermissen und offenbaren damit eine intellektuelle Verirrung, wenn nicht gar ihren moralischen Bankrott. Ist es also an der Zeit, sich von jeder Art von »Wokeness« zu verabschieden? Oder gilt es nicht vielmehr, sich auf die ursprünglichen Impulse der »woken« Moralphilosophie, der postkolonialen und queerfeministischen Theorien zu besinnen?
Letzteres hieße, Solidarität zu üben mit einem Denken, das, wie Jens Balzer in seinem jüngsten Buch »After Woke« eindrücklich nachweist, heute mehr denn je Gegenentwurf sein könnte zu den Ideologien des Identitären, die gerade drohen, die Herrschaft über die Welt zu übernehmen.
Balzer liest an dem Abend aus seinem unlängst erschienenen Buch und skizziert ein Denken, dass sich das Ambivalente, das Hybride, den steten Wandel zu eigen macht, Intersektionalität als Grundlage kritischen Denkens und der Infragestellung der Verhältnisse - und ihrer Gemachtheit – beibehält, ohne auf die Scholle oder gar in einen Krieg aller gegen alle zu führen.
Gefördert durch das Bundesprogramm »Demokratie Leben«.