Fremdheit als Instrument
In Deutschland musste ich konsterniert erkennen, dass vier Jahrzehnte erfolgreiche Demokratie und Liberalismus bestimmte Verkrampfungen nicht haben lösen können- ausgerechnet derjenigen nicht, deren Lösung mir in Ungarn so sehr fehlte. Es war, als geisterte hinter den Kulissen immer noch die katastrophale und schuldbeladene Erbschaft der deutschen Vergangenheit. Sie äußerte sich umso hartnäckiger, je heftiger sich die Deutschen von ihr befreien wollten. Nicht auf Schauplätzen, von denen sie erfolgreich verdrängt wurde - in der Öffentlichkeit, im öffentlichen Leben, der Politik -, sondern dort, wo man sie villeicht gar nicht vermutete: in Gesten und Blicken, im Privaten, in unbewussten Schritten, unbedachten Äußerungen, Versprechern.
László F. Földényi