Linkes Ufer
Buch

Linkes Ufer

Erzählungen aus Kolyma 2

320 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Übersetzung: Gabriele Leupold
Preis: 28,00 €
Auch erhältlich als Ebook

Erzählungen aus Kolyma – der 2. Zyklus

»Warlam Schalamow ist die große Gegenfigur zu den literarischen Zeugen der nationalsozialistischen Konzentrationslagern. Er gehört in eine Reihe mit Primo Levi, Jorge Semprún oder Imre Kertész.« (Gregor Dotzauer, Tagesspiegel) Mit »Linkes Ufer« wird die Werkausgabe von Warlam Schalamow fortgesetzt, deren erster Band "Durch den Schnee" seit seinem Erscheinen 2007 ungebrochen hohe Aufmerksamkeit genießt. Schalamow zieht den Leser in die Gegenwart des Lager-alltags hinein und geht der Schlüsselfrage unserer Gegenwart nach: Wie können Menschen, die über Jahrhunhunderte in der Tradition des Humanismus erzogen wurden, Ausschwitz oder Kolyma hervorbringen? Lange Jahre im Westen unbekannt, erfährt er in den letz-ten Jahren zunächst in Frankreich und Deutschland endlich die verdiente Anerkennung als einer der Großen der russischen Literatur. Die »Erzählungen aus Kolyma«, deren zweiter Zyklus in der Übersetzung von Gabriele Leupold hier veröffentlicht wird, sind Weltliteratur.

Buch
ISBN: 978-3-88221-601-1
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Auflage: 4
Veröffentlicht: 2009
Schlagworte: Sibirien, Gulag, Russland, Sowjetunion

»Vielleicht gehört das, was Warlam Schalamow über die Lager der Kolyma geschrieben hat, zu den wenigen heiligen Texten, die im 20. Jahrhundert verfasst wurden: Wer sie liest, wird, wie es alle ästhetischen Revolutionen der Moderne hoffnungslos verspielt verlangt hatten, genötigt, sein Leben tatsächlich zu ändern. Zumindest wird man von einem Ernst befallen, den man nur noch als tödlich bezeichnen kann.«
Erich Klein, ORF 1


»Der Leser erhält den Eindruck, sich unablässig im Kreis zu drehen, in der Eiswüste des Straflagers ohne Ausweg, ohne ein anderes Gesetz als das der Gewalt.«
Daphne Springhorn, DIWAN Büchermagazin BR, 27. September 2008


»Letztlich wird die Schalamow-Leküre zur erschütternden Erfahrung des eigenen Voyeurismus, in dem sich der Unterschied zwischen Opfer und Täter, zwischen Gut und Böse verflüchtigt. Seine hart gefügte Prosa lässt letztlich auch den Leser am Menschen verzweifeln.«
Ulrich M. Schmid, Neue Zürcher Zeitung, 13. Oktober 2008


»Es sind schrecklich blasse, totenfahle, aschgrau beleuchtete Momente eines auf eine absurde Logik aufgebauten Universums. Der Versuch, das Nicht-Leben in der Kolyma, das aber auch kein Tod war, in eine sprachliche Form zu bringen – in eine Form die sich dem moralischen Urteil und jeder metaphysischen Hoffnung verweigert, um härter, und haltbarer zu sein.«
Alexander Pschera, Die Tagespost, 18. Oktober 2008


»Nach dem Lager gibt es für ihn keine Fiktion mehr, die als Moralinstanz taugen kann. Er ist Opfer und zugleich Beobachter des GULag. Damit gehören seine Erzählungen aus Kolyma zum Wahrhaftigsten, was jemals über das System der Lager geschrieben wurde.«
Winnie Bennedsen, Faustschlag - Radio mephisto, 28.10. 2008


»Schalamows Literatur - sofern man dieses von aller Ästhetik befreite Schreiben denn überhaupt so nennen möchte - ist eines der beeindruckendsten Zeugnisse eines Lebens, dessen Pflicht in der Erinnerung besteht.«
Thomas Hummitzsch, Glanz und Elend, 25. Oktober 2008


»Heute gehört sein Werk zum Kanon der russischen Kultur des 20. Jahrhunderts. Er hat gesiegt. Ob die Bedeutung dieses Sieges ausreichend verstanden und wahrgenommen werden wird, bleibt noch offen.«
Olga Martynova, Frankfurter Rundschau, 18. November 2008


»Lakonie, Jargon und Auslassungen oft gerade der brutalsten Szenen schleudern den Leser ohne Einleitung, ohne Erklärung, ohne Distanz hinein in eine unmenschliche Welt unter Todgeweihten. Er wird nicht nur Zeuge dieses Geschehens, sondern auf erschütternde Weise verstrickt in eine moralische Ausweglosigkeit, in der es nur ein Gesetz gibt: das des Überlebens.«
Jörg Plath, Deutschlandradio Kultur, 28. November 2008


»Dieses Dokument (ist)literarisch in seiner einzigartigen Lagerpoetik der bedeutendste Text über das sowjetische Lager schlechthin, fern von jeglichen moralischen Lektionen und politischen Mahnungen. Schalamows berühmter Schrei wurde von ihr (Gabriele Leupold) meisterhaft ins Deutsche übertragen.«
Marina Neubert, Morgenpost, 12. Dezember 2008


»Schalamow betrieb eine Abräumarbeit sondergleichen. Ausgebreitet wird das Gegenbild vom Aufklärungssatzes vom Aufstieg des Menschen aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit. Wenn die restlichen seiner Kolyma-Geschichten schließlich auf Deutsch erscheinen, erhalten wir einen neuen Klassiker der Höllen im 20. Jahrhundert. Und vermutlich können wir dann dem Systemvergleich mit den NS-Konzentrationslagern nicht mehr entgehen.«
Wilfried F. Schoeller, Tagesspiegel, 16. Dezember 2008


»Einig waren sich am Mittwoch Durs Grünbein und Karl Schlögel über die enorme Bedeutung dieses Chronisten, wenn man heute das zwanzigste Jahrhundert verstehen will: ›Es geht ohne Schalamow überhaupt nicht‹, so Schlögel.«
Alexander Cammann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. Dezember 2008 über eine Veranstaltung im LCB Berlin mit Katharina Raabe, Karl Schlögel, Durs Grünbein


»Dass man Fronten und Gewissheiten des Kalten Krieges hinter sich lassen müsse, ist oft genug gesagt worden. Wie das auf intelligente Weise geht, zeigte das Gespräch zwischen Grünbein und Schlögel, das Fragen aufwarf, nicht moralische Erbauung bot.«
Jens Bisky, Süddeutsche Zeitung, 18. Dezember 2008 über die Veranstaltung Solchenyzin ist tot-es lebe Schalamow! im LCB Berlin mit Katharina Raabe, Karl Schlögel, Durs Grünbein


»Schalamow brilliert hier mit einem gnadenlosen Blick auf das Zusammenleben im Lager. Was sie (die Erzählungen) damals so gefährlich und heute so eindrucksvoll macht, ist das Zusammenspiel von literarischer Formkunst und einer Wahrhaftigkeit, die man hinter jeder Zeile zu spüren meint.«
Hans-Peter Kunisch, Süddeutsche Zeitung, 14. Januar 2009


»Schalamows Erzählungen - von Gabriele Leupold hervorragend übersetzt – sind schneidende Bruchstücke von einem Planeten, den keiner begreifen kann, nicht einmal die Abgebrühten. Man bewegt sich in einem komponierten literarischen Labyrinth voller Umwege, hört einen verstörend emotionslosen Zeugenbericht aus Halbausgesprochenem und ungesagt Bleibendem. Kein Trost, nirgends. Doch das Menschenmögliche, das Literatur leisten kann, hat Schalamows lakonische Prosa erweitert.«
Ralph Dutli, NZZ am Sonntag, 28. Dezember 2008


»Mit äußerster erzählerischer Disziplin erreichte er eine extreme Verdichtung, deren Kraft den Leser in wahren Schockwellen trifft. Seine Erzählungen sind Destillate des Schreckens, die man nur in kleinen Dosen verträgt. Alexander Solschenizyn wird man als politischen Autor im Gedächtnis behalten, als denjenigen, der den Archipel GULag ins Gedächtnis der Welt prägte. Aus seinem Schatten ist Warlam Schalamow längst herausgetreten, sein überlegener literarischer Rang ist unbestritten. Der zweite Band wird auch den Leser davon überzeugen.«
Brigitte van Kann, Büchermarkt - Deutschlandradio, 22.Januar 2009


»Durch jedes Wort nähert er sich der Frage nach dem Ursprung der Gewaltverhältnisse hinter der Notwendigkeit des Leids im Kosmos der Lager. Das Ungenannte antwortet auf den Wahnsinn administrativer Brutalität, das Schweigen spiegelt den Schmerz der ausgelieferten Existenz.«
Kai-Uwe Reinhold, Dresdner Kulturmagazin, Februar 2009


»(Die Erzählungen) erschüttern und begeistern gleichermaßen. Er bleibt kunstvoll lapidar, scheinbar emotionslos von außen berichtend. Eine unvergessliche Lektüre.«
Annette Garbrecht, Financial Times, 24. Januar 2009


»Als Chronist des Stalinistischen Straflagersystems kann sich Varlam Salamov mit Aleksandr Solzenicyn messen, er ist vielleicht sogar der bessere Autor. Ob es sich um schreckliche Dinge oder um Banalitäten und Absurditäten des GULag handelt, immer berichtet er sachlich und scheinbar unberührt.«
Karlheinz Kasper, Osteuropa, 1/2009


»Es ist vor allem der fast klinische Blick in jene Grauzone, in der die Grenze zwischen Tätern und Opfern, zwischen Opfern, die soeben noch Täter waren und jetzt zu den Gequälten gehören, der diese Erzählungen derart peinigend machen.«
Erich Klein, Falter, 11. März 2009


»Die Erzählungen aus Kolyma sind wie eine Ohrfeige, literarisch Solschenizyn überlegen. Schalamows lakonische, ausgefeilte Prosa, sorgfältig übersetzt von Gabriele Leupold – kommt dem Leser keinen Schritt entgegen.«
Martin Droschke, St. Galler Tagblatt, 30. März 2009


»Alles ist möglich in der abgründigen Wirklichkeit dieses Textes. Aber dass Liebe möglich ist in dieser Wirklichkeit, das zeigt in nuce die Niederlage des Bösen am Ort seines Triumphes. Schalamow macht daraus keine sentimentale Botschaft; eine befreiende Wahrheit bleibt dennoch im Raum.«
Ulrich Schacht, Lesart, Heft 2/2009


»So nah, direkt und fühlbar wie bei Schalamow, der zweimal zu jahrelanger Haft verurteilt wurde und der in seinen Büchern den Schrecken dieser sowjetischen Zwangslager umkreist, bis er den Leser förmlich darin einschnürt, ist wohl bisher nicht über dieses Thema geschrieben worden.«
Dirk Becker, Potsdamer Neueste Nachrichten, 5. September 2009


»Schalamow ist keineswegs nur ein Dokumentarist schrecklicher Verhältnisse, sondern ein Autor, der hohe künstlerische Ansprüche an sich stellt und Literatur- und Geschichtskenntnisse bei seinen Lesern voraussetzt. Die deutsche Ausgabe wird beidem gerecht.«
Reinhard Lauer, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Oktober 2009

  • Franziska Thun-Hohenstein

    Franziska Thun-Hohenstein, 1951 geboren, studierte russische Sprache und Literatur in Moskau. Sie ist senior-fellow am Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin und ist seit 2007 Herausgeberin der Warlam-Schalamow-Werkausgabe bei Matthes & Seitz Berlin.