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Ein aufrüttelndes, intimes Zeugnis vererbter Armut in den USA
An einem kalten Februarmorgen 1993 sieht die Fotojournalistin Darcy Padilla eine Achtzehnjährige mit einem Neugeborenen im Arm in der Lobby des Ambassador-Hotels in San Francisco stehen – barfuß. Sie bittet sie, ein Foto von ihr machen zu dürfen. Sie wird Julie die nächsten achtzehn Jahre bis zu deren Aids-Tod im Jahr 2010 als Chronistin ihres Lebens und Freundin fotografisch begleiten. Als Emmanuel Carrère die Fotos zum ersten Mal sieht, beschließt er, sich auf die Spuren der beiden Frauen zu begeben, und reist in die USA. Als Meister der dokumentarischen Erzählung beschreibt er Julies Lebensweg und die Freundschaft der beiden ungleichen Frauen: Abhängigkeiten, familiäre Katastrophen, Beziehungen, Geburten und Abschiede, viele tragische und wenige heitere Momente in einem Milieu, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint. Denn Julie ist ein Fall von Tausenden: Padillas Bilder und Carrères Text werfen die Frage nach der sozialen Bedingtheit eines Schicksals auf, nach dem Gebot der Anteilnahme angesichts von Lebenswegen, die aussichtslos erscheinen.
»Es ist unmöglich, sich diesem Sog, den der Text ausübt, zu entziehen.«
– Angela Gutzeit, Deutschlandfunk
»Sein knapper Bericht ist weder Betroffenheitskitsch noch Sozialporno: Er erzählt Julies Lebensgeschichte nüchtern und einfühlsam zugleich. So skizziert er en miniature auch eine Gesellschaft, deren Freiheitsversprechen derart porös geworden ist, dass es das Leben in Armut über Generationen hinweg zementiert.«
– Volker Bernhard, SZ