Mit der Durchsetzung des Kapitalismus und der Industrialisierung entsteht im frühen 19. Jahrhundert aus verarmten Handwerkern, städtischem Pöbel, umherziehenden ländlichen Unterschichten, bankrotten Adligen und nicht zuletzt freigesetzten prekären Intellektuellen jenes neue soziale Kollektiv, das man in der Sprache der Zeit bald das Proletariat nennen wird. Allerdings existierte dieses zunächst noch nicht als formierte, homogene Klasse mit angeschlossenen politischen Parteien, die den Weg in die bessere Zukunft vorgeben. Die buntscheckige Erscheinung, die Träume und Sehnsüchte dieser allen ständischen Sicherheiten entrissenen Gestalten fanden neue Formen des Erzählens in romantischen Novellen, Reportagen, sozialstatistischen Untersuchungen, Monatsbulletins. Doch schon bald wurden sie – ungeordnet, gewaltvoll, nostalgisch, irrlichternd und utopisch, wie sie waren – von den Vordenkern der Arbeiterbewegung als reaktionär und anarchisch verunglimpft, weil sie nicht in die große lineare Fortschrittsvision passen wollten. In seiner bahnbrechenden Studie verhilft Patrick Eiden-Offe dem lange verdrängten romantischen Antikapitalismus zu seinem Recht und befreit die Sozial- und Literaturgeschichte des 19. Jahrhunderts aus ihren eindimensionalen Sichtachsen. Dabei wird nicht zuletzt deutlich, dass die historische, poetisch besungene unordentliche Klasse den heutigen Figuren von Prekarität nach dem Ende der alten Arbeitsgesellschaft verblüffend ähnlich ist.
»Patrick Eiden-Offes originelles Buch stellt überzeugend dar, wie der deutschen Arbeiterbewegung die Poesie ausgetrieben wurde – zumindest offiziell […] Selten ist eine Forschungslücke mit so viel Esprit geschlossen worden, mit der Folge, dass Männergesangsvereine und Laubenpieper plötzlich in einem ganz anderen Licht erscheinen.«
– Judith Leister, SWR2
»[Patrick Eiden-Offe] schreibt die Geschichte einer anderen, dissidenten Arbeiterbewegung, die heute in der Zeit eines wachsenden buntscheckigen Prekariats wieder aktuell wird.«
– Helmut Petzold, Bayern 2
»Eine der fulminantesten literaturwissenschaftlichen Neuerscheinungen des Jahres 2017 […] «
– Marcel Lepper, Geschichte der Germanistik
»Man nimmt Vergangenes und baut es neu zusammen, so dass es für heute verwendbar ist: romantischer Antikapitalismus.«
– Lennart Laberenz, Der Freitag
– Enno Stahl, Jungle World
– David Bebnowski, Arbeit-Bewegung-Geschichte
– Michael Löwy, Das Argument