Politisches Handeln in einer sich verändernden Welt braucht den Mut zur ehrlichen Beschreibung der planetarischen Wirklichkeit
Klimakrise, Artenschwund, Pandemien und künstliche Intelligenz sind nur die eklatantesten Symptome eines vom Menschen entfachten planetarischen Umbruchs, der all unsere Gewissheiten infrage stellt. Was einst konstante Naturkulisse war, weicht dynamischen, bis tief ins Erdsystem greifenden Prozessen. Was Erfahrungsraum war, verflüchtigt sich in einem Jetzt, das wie ein Palimpsest Vergangenheit und Zukunft gleichermaßen in sich einschließt. Es ist eine Situation, für die wir keine Sprache ausgebildet haben, die sich jedoch, wie Bernd Scherer in dieser entlang entscheidender historischer Momente erzählten Tiefengeschichte des Anthropozäns skizziert, über Hunderte, ja Tausende Jahre entwickelte. Eine Situation, in der bestehende Darstellungsverfahren nicht mehr funktionieren und in der der Mensch als maßgebliche Kraft gezwungen ist, neue Denk- und Wissensbilder zu schaffen, »die jäh das Vertraute umbeleuchten, wenn nicht gar in Brand stecken«. Will man die anthropozänen Logiken verstehen, will man sich die Zeichen unserer Weltherstellung sinnlich vor Augen führen, gilt es, den Vorgeschichten in ihrer Bedeutung für die heutige Welt nachzuspüren und gemeinsam neue Lebensweisen zu erproben.
»Viel wird gerade geschrieben über die Krisen der Zeit, aber nicht immer gewinnt man beim Lesen tatsächlich mehr Klarheit darüber, wo genau im Gewühl der Gegenwart wir uns gerade befinden. Bernd Scherers Buch ›Der Angriff der Zeichen‹ ist anders. Auf 200 Seiten rauscht der Philosoph durch die Denkräume, Zeichensysteme und Ideen von der Antike bis ins Anthropozän und gewinnt dabei dermaßen an Höhe, dass man als Leser aus der Vogelperspektive einen neuen Blick auf die Gegenwart bekommt.«
– Fritz Habekuß, Zeit Wissen