Geschichte(n) schreiben: Der Zweite Weltkrieg in Literatur und Wissenschaft
Flucht, Vertreibung, Deportation
Die Deportation aus den drei baltischen Ländern nach Sibirien unter sowjetischer Herrschaft hat das Leben Einzelner geprägt und treibt das kollektive Gedächtnis bis heute um. Die Übersetzerin der historischen biografischen Aufzeichnungen von Dalia Grinkevičiūtė und Autorin einer kürzlich erschienenen Graphic Novel spricht über die Erfahrung der Deportation. Gemeinsam wird untersucht, wie Erinnerungen an Exil und Trauma zwischen den Generationen weitergegeben werden, und eröffnen neue Perspektiven auf diese historischen Erfahrungen und ihre anhaltende Relevanz.
Nach der Annektion Litauens 1941 wird Dalia Grinkeviciute zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Bruder von den Sowjets nach Sibirien deportiert. Ihre Jugendjahre verbringt sie in der Verbannung im Altai Gebiet und in der Arktis. 21-jährig gelingt Grinkeviciute die Flucht. Zurück in Litauen schreibt sie ihre Erinnerungen an die Verbannung in großer Eile auf lose Blätter und vergräbt sie aus Angst vor der Entdeckung durch den KGB in einem Einweckglas im Garten. Kurz darauf wird sie vom KGB verhaftet und erneut deportiert. Nach ihrer Entlassung bleiben die Erinnerungen verschollen, erst nach Dalia Grinkeviciutes Tod werden die Aufzeichnungen wie durch ein Wunder 1991 gefunden. Die lose Blattsammlung ist zu einem der wichtigsten Dokumente der litauischen Geschichte geworden und zeigt mit ungeheurer Sprachgewalt das Schicksal eines 14-jährigen Mädchens in der Verbannung auf.
Die Veranstaltung findet auf deutsch statt. Eine Simultanübersetzung ins Englische wird angeboten.
Um Anmeldung wird gebeten unter event(at)zois-berlin(dot)de.