Als der Protagonist in Patrick Holzapfels Debütroman »Hermelin auf Bänken« durch den neunten Wiener Bezirk läuft, geschieht etwas Unerhörtes: Er kommt vom geraden Weg ab, beginnt, den mäandernden Schritten eines in Hermelin gehüllten Obdachlosen zu folgen, und findet sich schließlich wieder – auf einer aus dünnen braunen Holzplatten bestehenden Parkbank. Von hier aus, wo ihm die Zeit endlich aufzuhören scheint, entfaltet sich allmählich ein alternativer Stadtplan, den der Erzähler sitzend erkundet, denn: »Je länger man sitzt, desto mehr erfährt man über die Bank. Und zugleich erfährt man auch etwas über Menschen, die auf Bänken sitzen«; und erkennt, dass jede Bank die Geschichte einer Person erzählt und ihre Leidenschaften, Ängste und Hoffnungen in einen Ausblick verwandelt.

Patrick Holzapfel arbeitet als Autor, Filmkritiker und Kurator. Er ist Herausgeber von »Jugend ohne Film«, einer Website und einem Printmagazin, das sich mit literarischer Filmkritik beschäftigt. 2022 gewann er den Haupt- und Publikumspreis beim Open Mike. 2022 verbrachte er außerdem drei Monate als »Temnitzschreiber für Nature-Writing« im Landkreis Ostprignitz-Ruppin.