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Eines Nachts kommen drei Gestalten im Ostseeort Sellin im Apartment 27 zusammen: die Frau, das Mädchen und Luise. Die Frau liest dem Mädchen, das sie war, dessen Briefe vor, zerreißt sie dann und verfolgt am Bildschirm, wie Luise parallel zum Absturz der russischen Raumstation Mir ihren eigenen Absturz zelebriert. Zugleich versucht auch die Fußnote, in die Handlung einzutreten, nur um die Erzählung immer wieder abzulenken. In diesem vielstimmigen Text prallen Ansichten und Ängste aufeinander: Das Mädchen will nicht in Vergessenheit geraten, während die Frau sich ins eigene Fleisch beißt, um zum Kern zu gelangen. Spannungsgeladen verknüpft Kerstin Kempker verschiedene Handlungsfäden – die Erzählung führt in eine Übungsfirma, in den Koloss von Prora, in Hotels und Spelunken – zu einem einzigartigen Textgewebe, das hinter der Fiktion nach dem richtigen Moment sucht, um mit dem Mund an die Welt zu pochen, sich den Mund an ihr blutig zu schlagen. Warum bloß macht sie nicht auf? »Den ersten Sprung hatte das Mädchen getan vom Nutzlosen ins Nützliche, in Brot und Arbeit, den zweiten hatte die Frau von dort ins Luftleere getan, in die Fiktion, doch der dritte Sprung geschah jetzt, aus Bett und Geschichte, wohin?«