Wir trauern um unseren Autor Éric Hazan, der am 6. Juni 2024 in Paris verstorben ist.
Éric Hazan, 1936 in Paris in eine jüdische Familie geboren, arbeitete viele Jahre als Herzchirurg und engagierter Arzt. 1983 übernahm und belebte er den von seinem Vater gegründeten Kunstbuchverlag Hazan, bevor er 1998 seinen eigenen, bis heute unabhängigen Verlag La Fabrique gründete, in welchem er ihm wichtige politisch-philosophische Werke herausgegeben hat und den er seitdem in der französischen Öffentlichkeit zu etablieren wusste: Autoren wie Walter Benjamin, Edward Said, André Schiffrin (den er selbst übersetzte), Alain Badiou und Jacques Rancière oder auch feministische Stimmen wie Angela Davis, Judith Butler, Silvia Federici gehören zum beeindruckenden und vehement verteidigtem Verlagsprogramm.
Zeitgleich wandte er sich selbst dem Schreiben zu, schuf gleich mit seinem ersten Werk, L’Invention de Paris. Il n’y a pas de pas perdus (2002), einem wunderbaren, gelehrten und lehrreichen Spaziergang durch die französische Hauptstadt, seinen größten Erfolg als Autor und einen modernen Klassiker der Parisliteratur. Auf Deutsch erschien Die Erfindung von Paris 2006 bei Ammann und 2020 in einer erweiterten Neuausgabe bei Matthes & Seitz Berlin. Es folgte eine Vielzahl breit rezipierter Bücher, die sich vor allem mit Paris, der Stadt, der er leidenschaftlich verfallen war, und den vergangenen oder bevorstehenden Revolutionen befassen, wie Chronique de la guerre civile, Paris sous tension, Le Tumulte de Paris (La Fabrique, 2004, 2011 und 2021) oder Une histoire de la Révolution française (La Fabrique, 2012).
Mit Éric Hazan verlieren wir einen flammenden Verfechter der Literatur, der sich in den Büchern, die er verfasste und die er herausgab, für jene Anliegen einsetzte, denen er ein Leben lang verpflichtet war: einen „Kommunismus der Freundschaft“, die Revolution, die Barrikaden von gestern und heute, Palästina, und nicht minder wichtig Balzac und das alte wie auch das heutige Paris.
