Guiberts Texte erweisen sich als Vorläufer gegenwärtiger Autofiktionen von Maggie Nelson bis Ocean Vuong: nicht nur angesichts der Coronapandemie eine wichtige Wiederentdeckung
Beim Zytomegalievirus handelt es sich um eine Herpesvariante, die im Zuge der Schwächung des Immunsystems durch eine HIV-Infektion zu schwerwiegenden Komplikationen führen kann. Es droht das Erblinden. In diesem »Krankenhaustagebuch«, das wenige Monate vor seinem Tod entstand und hier erstmals in deutscher Übersetzung vorliegt, notierte Hervé Guibert 22 Tage lang die Angst und Verzweiflung, den Ärger und die Wut, die Melancholie und Langeweile, aber auch die kleinen Triumphe eines Krankenhausaufenthalts zwischen Leben und Tod. »Zytomegalievirus« ist eine schmerzhafte Lektüre – und immer wieder auf groteske Weise komisch.
»[E]in aufschlussreiches und deprimierendes Dokument, in dem Guibert in Tagebuchform von seinem vorletzten Krankenhausaufenthalt erzählt. Noch immer ist da dieser unbedingte Wille, die Krankheit in Literatur zu überführen, dem nahenden Tod mit ästhetischen Mitteln zu widerstehen.«
– Marianna Lieder, Zeit Online
»Guibert gelingt es, in wenigen Sätzen die ganze Tragik der Krankheit darzustellen. [...] Eine Stärke des Textes liegt darin, dass er mit dem Bild des sanftmütigen und tapfer leidenden Kranken aufräumt, der uneingeschränkt dankbar für jede Hilfe ist, und stattdessen die Wut und Frustration im Angesicht des nahenden Todes offen artikuliert.«
– Moritz Strickert, Jungle World
»Guibert beschreibt die Tage, die Gedanken, die Abläufe, die Arroganz und die Schmerzen mit einer Mischung aus Poesie, Derbheit, Schwere und mal lakonischem, mal kaustischem Witz.«
– AS, The Little Queer Review
»Auf gerade einmal 56 Seiten vermag Guibert mit den einfachsten Mitteln die Langeweile, das Hoffen und Bangen und die Verzweiflung einer Krankheit im Angesicht des Todes zu schildern.«
– Marlon, Books Are Gay As Fuck