Eine riskante autobiografische Einlassung in eigener Sache: Rassismus, Antikolonialismus und Europas Geschichte
In Zeiten hitziger Diskussionen wagt Doris Byer, Historikerin und Kulturanthropologin, eine andere Perspektive auf Rassismus und zeigt auf, dass dieses erstaunlich beharrliche Phänomen keineswegs einer »unvollendeten Aufklärung«, einer allgemein menschlichen Disposition oder nur einer individuellen Bösartigkeit geschuldet ist. Vielmehr handelt es sich dabei um ein tragendes Element der europäischen Kulturgeschichte, das die Autorin in all seinen eigenwilligen Prämissen und opportunen Mutationen – nicht allein wegen ihrer kurzen, aber folgenreichen Ehe mit einem aus der Karibik stammenden Nuklearphysiker – ihr Leben lang begleitete. Auf eine über die akademischen Spielregeln von Klassifikation und Systematisierung hinausweisende, das Lebensgefühl einschließende Weise, voll abgrundtiefer Widersprüche und gelegentlicher Komik, zeichnet Byer das Bild von alten und neuen Eliten, die ungeachtet des fundamentalen Wandels der Welt die zivilisatorische Überlegenheit der »weißen« Haut zelebrieren zu können glauben – und damit das Gespenst des Rassismus lebendig erhalten als Grundlage für Europas Größe und Desaster.
Buch
ISBN: 978-3-7518-0363-2 9783751803632
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Veröffentlicht: 2022
Schlagworte: Autobiografie, Rassismus, Postkolonialismus, POC, N-Wort, Ethnologie, Afrika, Rassen, Aufklärung, Karibik