Wie wird aus Misstrauen Engagement? Alternative Herrschaftsformen neu denken
Herrschaftsmisstrauen ist in Zeiten von Corona suspekt geworden. Wo Schamaninnen neben Reichsbürgern demonstrieren, wird Querdenken zum Albtraum. Dabei gerät schnell das politische Potenzial von Misstrauen aus den Augen. Als internalisierte Gegenherrschaft trägt es wesentlich zur demokratischen Kontrolle bei. Und als Praxis der Unherrschaft wirkt es der Verhärtung von Herrschaft entgegen. Während Gegenherrschaft zum Repertoire des Liberalismus gehört, ist Unherrschaft eine unideologische Form des Anarchismus. Auf der Grundlage von Fallmaterial aus dem Kaukasus werden Wege skizziert, Misstrauen in politisches Engagement zu überführen.
Florian Mühlfried erweitert in diesem engagierten Essay Denkhorizonte und lädt ein, politische Formen jenseits der aktuellen Ordnungen neu zu denken. Es geht dabei um Alternativen zur politischen Ordnung, ohne die Ordnung der Anderen zum Leitfaden zu nehmen, sondern die Wirkmächte alternativer Praxen zu begreifen. Damit wirkt er auch einer Monopolisierung der »Alternative« zur aktuellen politischen Ordnung durch rechtsnationale Parteien entgegen.
Buch
ISBN: 978-3-7518-0558-2 9783751805582
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Veröffentlicht: 2022
Reihe: Fröhliche Wissenschaft Bd. 205
Schlagworte: Kaukasus, Anarchismus, Anarchie, Herrschaftsformen, herrschaftsfreie Gesellschaft, Herrschaftsmisstrauen, Misstrauen
»Mühlfrieds Verdienst besteht [...] darin aufzuzeigen, in welchem Maße Herrschaft auch ihren vermeintlich klaren Gegenmodellen von gewohnheitsrechtlichen, ritualisierten Praxisformen innewohnt.«
– Jens Kastner, Tagebuch