»Wer an der Überzeugung festhalten will, dass alle Lebewesen nur Maschinen sind, gebe die Hoffnung auf, jemals ihre Umwelten zu erblicken.«
Jakob von Uexküll
In diesem erstmals seit Jahrzehnten wieder zugänglichen Gründungstext des ökologischen Denkens äußert der Erfinder der Biosemiotik und Begründer des radikalen Konstruktivismus zum ersten Mal den Gedanken, dass jedes Lebewesen, ob Mensch oder Tier, einen ihm allein zukommenden Raum und auch eine entsprechende Zeit hat, eben seine Umwelt: Ob Eintagsfliege, Löwe oder Mensch – sie alle sind Organismen, deren Anatomie, Verhaltensweisen und Lebenszeit von den für sie relevanten Merkmalen der Umgebung geprägt sind. Damit hängt Uexkülls zweite epochale Innovation eng zusammen: Die Beziehung, die zwischen den verschiedenen Lebewesen und ihren spezifischen Umwelten besteht, basiert auf Bedeutungen. Diese stellen kein auf die menschliche Sprache beschränktes Phänomen dar, sondern durchziehen nach Uexküll alles Lebendige. Uexkülls Streifzüge ist ein Buch von großem poetischem Reiz und ein origineller Beitrag zum Genre des Nature Writing. Wer es liest, findet sich in menschliche, vor allem aber in nichtmenschliche Umwelten versetzt, die stets auf einer spezifischen, subjektiven Perspektive beruhen, und es ist Uexkülls so deskriptive wie expressive Sprache, die es möglich macht, sich auch in diese einzufühlen.