Spätestens seit Donald Trumps Wahl ist Narzissmus als tadelnswerter Charakterzug wieder in aller Munde. Tatsächlich kennt zwar nicht jeder einen machthungrigen Manager, aber doch einen (ehemaligen) lieblosen Lebensabschnittspartner, auf den das Urteil unbedingt zutrifft: egoman, überheblich, unsozial. In seiner ebenso elegant wie angemessen polemisch verfassten Bestands- aufnahme nimmt Richard Schuberth unsere egozentrischen Lebenswelten in den Blick, vergisst dabei aber nicht das Sprechen über Narzissmus und dessen hochinteressante historische Genese. Kritikwürdiger als die Persönlichkeitsstörung scheint oft ihre Beurteilung: Wie kommt es, dass überaus gestrengen Kulturkritikern und abrechnungsfreudigen Psychologen die verfemte Extravaganz vor allem bei Frauen und Homosexuellen aufstieß? Wie ist es überhaupt um das Ideal einer Gesellschaft bestellt, in der man sich nichts herausnehmen soll? Die Kritik des Narzissmus erweist sich in der Konkurrenzgesellschaft als Einübung in den Konformismus und dieser selbst als Ausdruck eines kollektiven Narzissmus. So ist es umso wichtiger, gesunde Formen widerständiger Selbstliebe zu erproben, die den Pfau durchaus zum Maskottchen haben dürfen.
Ebook
ISBN: 978-3-95757-661-3 9783957576613
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Veröffentlicht: 2018
Schlagworte: Kulturkritik, Gegenwart, Soziologie, Psychologie, Narzissmus, Persönlichkeit, Donald Trump, Selbstliebe, Manager, Soziale Medien
»Mit seinem geistreichen, verspielten und ungemein aufschlussreichen Buch wird Schuberth dem Vorwurf des Narzissmus mit Sicherheit nicht entgehen.«
– Sama Maani, Der Standard
»Neben der analytischen Dichte besticht das handliche Buch durch seine hohe literarische Qualität und einen Humor, der von Sarkasmus auch zu versöhnlicher Ironie findet.«
– Armin Sattler, ORF.at
»Schuberths Buch ist keine psychologische Studie, sondern ein evident politischer Wurf, der manche Leserin, manchen Leser ins Staunen versetzen wird, was alles von der Narzissmus-Debatte abgeleitet werden kann.«
– Robert Sommer, Augustin