Ausgezeichnet mit dem Internationalen Literaturpreis 2022
Leichte Sprache erzählt die Geschichte von vier Frauen, die mit der Diagnose einer geistigen Behinderung in einer betreuten Wohnung im gentrifizierten Barcelona leben. Nati beschreibt ihre Symptomatik als »Schiebetüren-Syndrom«: Unter Druck verändert sich ihr Verhältnis zur Umwelt. Alle vier haben Lernschwierigkeiten. Marga ist Analphabetin und sexuell überaus aktiv, Àngels stottert, Patri hat Logorrhö. In integrativen Tanzgruppen und in der Hausbesetzerszene Barcelonas versuchen die Frauen, sich von der Bevormundung durch staatliche Einrichtungen und Justiz zu befreien und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. So scharfsinnig wie wütend demaskiert die Tänzerin Nati die Ideologie der nach den Vorstellungen der »neoliberalen Macho-Faschos« funktionierenden Gesellschaft, ihre Cousine Àngels entdeckt mit »leichter Sprache« ein Instrument der Teilhabe und verfasst ihre Lebensgeschichte auf WhatsApp mit erstaunlicher Poesie. Vielstimmig erzählt Cristina Morales vom Leben dieser Frauen und montiert dabei Gerichtsakten, Protokolle der anarchistischen Okupas und ein Fanzine zu einem großen Roman.
Ebook
ISBN: 978-3-7518-0067-9 9783751800679
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Veröffentlicht: 2022
Originaltitel: Lectura facíl (Spanisch)
Schlagworte: Leichte Sprache, Behinderung, Normalität, Selbstermächtigung, sexuelle Selbstbestimmung, Barcelona, Premio Herralde de Novela 2018, Premio Nacional de Narrativa 2019, Patriarchat, Inklusion, Gastland Frankfurter Buchmesse 2022, Spanien
»Morales stellt die Erwartungen der Leser*innen auf den Kopf. Die Perspektiven von Nati, Àngels, Patri und Marga sind intellektuell, wütend, feministisch, antifaschistisch und ironisch. […] ›Leichte Sprache‹ ist ein unkonventioneller, komplexer und radikaler Roman.«
– Isabella Caldart, Missy Magazin
»Der Roman ›Leichte Sprache‹ ist leicht und schwer zugleich. Lustig und böse, scharf und schwelgerisch, spielerisch und doch sehr geschickt komponiert. […] Cristina Morales ist eine Erzählvirtuosin.«
– Tobias Lehmkuhl, Deutschlandfunk
»[Cristina Morales] Innensicht auf das Leben von vier Frauen, die laut System behindert sind, aber die vielleicht einfach auch nur durch das Raster unserer Vorstellungen von Normalität fallen, ist wirklich gelungen.«
– Victoria Eglau, Deutschlandfunk Kultur
»Existenz als Anmache, Fürsorgeindustrie – der scheinbar beschränkte Blick von vier geistig behinderten Frauen, ihre exakte Sprache Waffe gegen die Gesellschaft. Geht unter die Haut.«
– Maria Leitner, Buchkultur