Lebensknoten
Buch

Lebensknoten

174 Seiten, Broschur mit Schutzumschlag
Übersetzung: Gernot Krämer
Preis: 20,00 €

Julien Gracq war der große Einzelgänger der französischen Literatur, der durch seine legendäre Ablehnung des renommierten Prix Goncourt berühmt wurde. Als er 2007 im Alter von 97 Jahren verstarb, verfügte er, dass seine 29 mit »Randnotizen« betitelten Hefte nicht vor 2027 herausgegeben werden – sicher mit Rücksicht auf Zeitgenossen, die darin vorkommen. Der Nachlass birgt jedoch einen weiteren Schatz, zu dem uns kein Verbot den Zugang verwehrt: Die Lebensknoten, hellsichtige und geistreiche Beobachtungen über Landschaften und Mentalitäten, die Moden der Zeit, Politik und Geschichte, die Literatur, das Schreiben. Sie reichen von der sinnlichen Beschreibung des Pays de la Loire über die Erklärung der sonderbaren Autorität von Bauernregeln bis hin zu Reflexionen über Tolkiens Herr der Ringe. Und auch in diesen Texten teilt Gracq hin und wieder ordentlich aus, etwa wenn er die englische Sprache mit einem Dosenöffner vergleicht oder die Schweiz als »Europas Bankschließfach« ironisiert.

Gracqs sprachlich umwerfend geflochtene Lebensknoten sind der Versuch, die Wahrnehmung der Welt zu verdichten und einen engen, sinnlichen Kontakt mit ihr zu knüpfen. Sie lassen einen schmunzeln über die Angriffe einer Feder, die so scharf ist wie ein Säbel, und staunen über den Weitblick eines Mannes, der von seinem Balkon an der Loire aus die Entwicklung der Welt voraussieht.

Buch des Monats der Darmstädter Jury im März 2024 

Buch
ISBN: 978-3-7518-8002-2
Verlag: Friedenauer Presse
Veröffentlicht: 2023
Originaltitel: Noeuds de vie (Französisch)
Schlagworte: Frankreich, Französisch, Nachlass, Reflexionen, Moderne, Prix Goncourt, Landschaftsbetrachtung, Modernekritik, Literatur, Schreiben, Geschichte, Wahrnehmung, Literaturkritik, Beobachtungen
»Diese Notizen machen auf eine ganz merkwürdige, schwer zu beschreibende Weise süchtig. Wenn man sie ausgelesen hat, will man mehr.«
– Norbert Hummelt, Der Tagesspiegel 
 
»Immer wieder sind es ungewöhnliche Verknüpfungen und Vergleiche, die den Leser innehalten lassen – Gracq dehnt den Blick, erweitert die Wahrnehmung. (…) Visuelle Eindrücke und sinnliche Empfindungen überlagern sich, alles gerät in Schwingung. Von Gernot Krämer in ein schimmerndes Deutsch übersetzt, schöpft Gracqs Sprache den lexikalischen Reichtum des Französischen voll aus.«
– Maike Albath, Süddeutsche Zeitung 
 
»Er war einer der großen Landschaftsstilisten des zwanzigsten Jahrhunderts, dem es in synästhetisch dichter, vor Sinnlichkeit flirrender Prosa immer wieder gelang, das Bezeichnende, Charakteristische eines Ortes oder einer Gegend in Präsenz zu rufen.«
– Jan Röhnert, Frankfurter Allgemeine Zeitung 
 

»Was die Gracq’schen Lebensknoten literarisch zu bedenken geben, gehört – wie seine kritischen Essays überhaupt – zum Scharfsinnigsten und Erhellendsten, was über das Handwerk des Schreibens und die Kunst des Lesens in Buchform greifbar ist.«
– Felix Philipp Ingold, Volltext 

»Hoffentlich gelingt es dem schönen und handlichen Band aus der Friedenauer Presse, Julien Gracq auch Leserinnen und Lesern zugänglich zu machen, die bislang noch nicht zu seinen Verehrern zählten.«

– Wolfgang Cziesla, Revierpassagen 
 
»Ich habe in dem Buch alles wiedergefunden, was ich an diesem Autor so schätze: den unverstellten, eigensinnig neuen Zugang zu vielem, was ich schon zu kennen meinte; den klaren, für das Phänomen durchlässigen Stil, der dem Leser etwas zeigt; die vielen erhellenden Beobachtungen, die immer aus der eigenen, unabhängigen Anschauung gewonnen werden … Ich habe lange kein Buch gelesen, das mir auf knappem Raum eine solche Fülle von Einsichten und Anregungen und auch Ermutigungen bietet.«
– Henning Ziebritzki

 

  • Julien Gracq

    Julien Gracq, 1910 in Saint-Florent-le-Vieil geboren, schuf ein vielgestaltiges und originelles Werk, das von der deutschen Romantik und dem Surrealismus geprägt ist. Sein Debütroman Au château d’Argol weckte die Bewunderung André Bretons und ließ die Literaturkritik aufhorchen. In den 1960er-Jahren ... mehr