Die Petersburger Philosophin über die Möglichkeit von Heimat in autoritären Staaten
Wie kann es gelingen, eine Heimat zu lieben, die geografisch in einem Staat wie Putins Russland liegt, und welchen Handlungsspielraum hat der Einzelne, wenn das Land seiner Heimat sich sukzessive in einen Tyrannenstaat wandelt und schließlich vor Krieg nicht zurückschreckt? Oxana Timofeeva erzählt von ihren drei in der Sowjetunion liegenden Heimaten: davon, wo sie geboren ist, wo die Familie herkommt, von den sehr unterschiedlichen Lebensumständen in Sibirien und Kasachstan, ersten Kindheitserinnerungen in der kasachischen Steppe und ihrer Schulzeit nahe des Polarkreises. Schließlich setzt sie sich mit unterschiedlichen Konzepten von Heimat auseinander. Sie beginnt mit der im sowjetischen Schulunterricht gelehrten Unterscheidung zwischen kleiner und großer Heimat, beschäftigt sich mit dem Problem von Heimat und Exil in diktatorischen Zeiten, stößt sich ab von der philosophischen Sehnsucht nach dem Ursprung und kommt schließlich zu dem Ergebnis: Das eigene Verhältnis zur Heimat muss nicht passiv sein, man hat die Wahl. Die Heimat muss nicht aus der Vergangenheit resultieren und erst recht nicht einem totalitären Regime überlassen bleiben: Sie lässt sich – wenn es gelingt, sie aus der Vergangenheit in die Zukunft zu holen – neu erfinden. Es gibt Möglichkeiten, sie zu lieben, und sei es, indem man Widerstand übt.
»[E]in Kleinod minimalistischen Erzählens aus einer Welt, die im Westen immer noch kaum jemand kennt.«
– Elisabeth von Thadden, DIE ZEIT
»[E]in wunderbar erzähltes Buch über Kindheitsglück und Verwurzelung, die nicht an einen einzigen Ort gebunden ist und sich schon gar nicht an nationale Grenzen hält.«
– Anne Aschenbrenner, Buchkultur
»Durch die unüberwindbare Kluft zwischen Vergangenheit und Gegenwart gelingt es Timofeeva, das Konzept neu zu definieren, um es im Kampf für eine bessere Zukunft zu gebrauchen.» – Rebecca Hohnhaus, Literaturkritik