Nach einem außer Kontrolle geratenen Stelldichein mit vier Prostituierten in Marseille wird de Sade 1771 per königlichem Haftbefehl gesucht, doch der Marquis ist längst über alle Berge – gemeinsam mit der schönen Anne-Prospère, der jüngeren Schwester seiner Ehefrau Renée. In Italien durchlebt er mit seiner jungen Geliebten eine Amour fou und macht, seiner Leidenschaft für das Enzyklopädische folgend, in seinen Notizen Inventur der italienischen Kultur. Neben Beschreibungen von Baukunst und Kulinarik finden sich in den Aufzeichnungen skandalöse Beobachtungen: Karnevalsszenen in Neapel gleichen satanischen Orgien, Prostitution und Gewalt bestimmen das gesellschaftliche Leben und zugleich hält der christliche Aberglaube die Menschen im eisernen Griff. Die Reise endet mit de Sades Verhaftung. In Gefangenschaft versucht er zunächst, seinen drastischen Bericht zu einem Reiseführer für die feine Gesellschaft umzuarbeiten, verwirft diese Idee aber bald zugunsten der alle christlichen Werte infrage stellenden Monumentalromane Justine und Juliette. Stefan Zweifel zeigt kenntnisreich anhand ausgewählter Szenen aus de Sades Werk, wie die Italienreise als Folie durch sein Schaffen scheint und übersetzt gemeinsam mit Michael Pfister erstmals Auszüge aus den Reisenotizen ins Deutsche.
Buch
ISBN: 978-3-95757-533-3 9783957575333
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Veröffentlicht: 2020
Reihe: Französische Bibliothek Bd. 007
Schlagworte: Italien, Justine und Juliette, Sadismus
»Marquis de Sade, Urvater und Namensgeber des Sadismus, sein Schädel wurde aufgespalten, seine Perversionen bleiben unsterblich.«
Stefan Zweifel und Michael Pfister