Alle sind sie allein, einsam oder verlassen. Ob der Eremit oder Prophet, ob König, Narr oder Verräter, ob Trinker, Spieler oder Künstler, sie sind der Welt abhanden gekommen. Wolfgang Sofsky erzählt von Figuren abseits der Gesellschaft, von Ausgestoßenen, Verlorenen, Enttäuschten, Verwirrten und Erleuchteten. Von der Geburt des ersten Menschen bis zum Antiquar der letzten Schriften reicht die Galerie der Szenen und Portraits. ›Einzelgänger‹ führt in die Innenwelten der Einsamkeit, das Buch bringt die Vorstellung vom Menschen als sozialem Wesen ins Wanken und bietet das Vergnügen subtiler literarischer Erkenntnis. Sofskys Prosadebut öffnet nicht nur ein Wunderkabinett von schillernden Gestalten, es ist auch ein stilistisches Glanzstück voller Verweise und Symbole. Verschiedentlich fühlt sich der Leser an Bilder, Motive oder Figuren der diversen Künste erinnert, die in Sofskys Erzählungen jedoch einen ganz neuen, tieferen Sinn gewinnen. Einige gleichen Meditationen, die sich für einen Augenblick zu einer Handlung verdichten, andere ähneln Parabeln oder kleinen Dramen mit tragischem Ausgang. Sofskys Sprache ist hellhörig, intensiv und von spröder Eleganz.
»Wolfgang Sofsky hat hier einen ganz wunderbar verstörenden Reigen der Einsamkeit komponiert. Seine Kunst ist es, nicht Mitleid erzeugen zu wollen, sondern die Individuen, die sich doch alle als zeitlos erweisen, zu zeigen, wie sie auch noch im unvermeidbaren Scheitern die Würde bewahren (...). Sprachlich und in der Form spielt Sofsky in diesen stets nur wenige Seiten langen, faszinierend hellsichtigen Miniaturen sehr gekonnt und immer wieder überraschend.«
Bernd Noack, BR2 Diwan, 23. März 2013