Deutschland in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Es herrscht Krieg im Frieden, aller Umerziehung zum Trotz. Körperteilopferungen werden ausgestellt und das Waisenhaus brennt. Flugzeuge stürzen ab, Züge entgleisen, die Pläne zur Weltmechanik sind unauffindbar. Kinder gründen eine neue Religion und ersticken unter Lawinen. Der begabte Zögling Fählmann verlässt das Waisenhaus nicht mehr. Der Kretin hängt unter der Decke und beobachtet seine Eltern. Siebert steht am Fenster. Er wartet auf Marga. Doch Marga scheint verschwunden. Ihr Körper nicht mehr auffindbar.
Ein Chor unterschiedlicher Stimmen fragt in diesem unheimlichen Buch von Frank Witzel unermüdlich nach dem, was wirklich geschah. Die Stimmen versuchen, Geschichte durch Geschichten zu erfassen. Sie tasten nach Gründen und werfen mit jeder Frage neue Fragen auf. Gewissheit wird zur Illusion, das Imaginierte zum letzten Zufluchtsort. So steigt der Leser immer tiefer in die Bodenlosigkeit von Geschichte und sieht hinab in das Grauen des Menschenmöglichen.
Nominiert für den Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2017.
Buch
ISBN: 978-3-95757-477-0 9783957574770
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Veröffentlicht: 2017
Schlagworte: Nachkriegszeit, Die Erfindung, Gewalt
»›Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969‹, so heißt das noch bekannteste Buch von Frank Witzel. Ich sage: noch, denn sein neuer Roman ›Direkt danach und kurz davor‹ hat durchaus das Zeug dazu, diesem Buch den Rang abzulaufen, also nach dem Motto: Das Bessere ist halt der Feind des Guten.«
- Dieter Kassel, Deutschlandfunk Kultur
»Das ist ein enorm wichtiges Buch (...) dieses Buch löst ein, was das Vorgängerbuch versprochen hat.«
- Philipp Theisohn, SWR2
»Frank Witzel hat ein so avantgardistisches wie aberwitziges Buch über die Geister der Vergangenheit geschrieben. Indem der Roman eine Travestie sämtlicher Sprachordnungen aus der Zeit ›direkt danach‹ liefert, hat Witzel die Literatur der Nachkriegszeit von ihrem ewigen Unsagbarkeitstrauma befreit.«
– Katharina Teutsch, Die Zeit
»Neben Ironie und Sprachgewalt ist es vor allem das fortwährende In-Frage-Stellen, das Witzels Werk so faszinierend macht. In Verzweiflung schlägt der Zweifel nie um.«
– Ulrich Rüdenauer, Philosophie Magazin