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Spätestens seit dem 7. Oktober 2023 rücken namhafte kritische Intellektuelle von der lange unumstrittenen, ja als vorbildlich erachteten deutschen Erinnerungspolitik ab. Sie sei »übergeschnappt« (Susan Neiman), von Rechten gekapert worden, habe in letzter Zeit autoritäre und identitär-ausschließende Züge angenommen – eine Entwicklung, die laut Luca Di Blasi keineswegs überraschend ist. Ihm zufolge konnte eine nach 1945 diskreditierte und unhaltbar gewordene Volksgemeinschaft im Namen der Schuld als »Tätervolksgemeinschaft« überwintern. Denn in der Rede von der »deutschen Schuld« waren nicht nur die Weichen für eine progressive, für kollektive Opfer von Diskriminierung und Verfolgung attraktive Identitätspolitik gestellt. Auch eine Alternative für ehemalige Komplizen und Mitwisser auf Täterseite schien auf: die Bewahrung einer kollektiven Identität im Namen der anerkannten Schuld. Diese »negative Identitätspolitik« wurde im Nachkriegsdeutschland wirksam.
In Rückgriff auf Sigmund Freud und Ernst Kris sowie auf unterschiedliche Formen des Umgangs mit kollektiver Schuld im Judentum und im Christentum weist Di Blasi Wege aus der gegenwärtigen Schuldpolitik.