Gedenktag für die Opfer des Holocausts, Gedenken an die Bombardierung Dresdens, Gedenktag der Kriminalitätsopfer, Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung, Tag der Wohnungslosen, Volkstrauertag: Die Liste der Opfergruppen und der öffentlich begangenen Gedenkstunden wird immer länger, und auch »Täter« wollen nun »Opfer« sein, wie im Historikerstreit zum ersten Mal deutlich wurde. Doch wie konnte es dazu kommen, dass solche grotesken Phänomene wie Opferstolz, Opferkonkurrenz und gar Opferneid um sich greifen? Fernab aller Schlussstrichdebatten erörtert Daniele Giglioli, wie sich die Opferrolle in der gesellschaftlichen Diskussion zu einer politischen Trumpfkarte und entscheidenden Ressource gewandelt hat, mit der Identitätskollektive um Anerkennung und Reparationen kämpfen. Giglioli zeigt auf, welche fatale Dynamik eine Gesellschaft erfasst, die sich bald vollständig in Schuldige und Unschuldige teilt und in der das vergangene Leid erinnert werden muss. Ein ebenso überfälliger wie provokanter Debattenanstoß von bohrender Exaktheit, eine scharfsinnige Kritik der Opferfalle, die nicht zuletzt den Opfern selbst schadet.
Buch
ISBN: 978-3-95757-150-2 9783957571502
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Veröffentlicht: 2015
Originaltitel: Critica della vittima (Italienisch)
Schlagworte: Volkstrauertag, Opfer, Schuld, Schmerz, Reparationen
»Mit seinen pointierten Anmmerkungen zu einem wichtigen Topos politischer Rhetorik ein anregendes Buch«
- Gerd Schrader, FAZ, Januar 2016
»Der Essay Die Opferfalle ist ein Manifest für die Wiederbelebung des politischen Bildes vom Menschen, der gegen Wehrlosigkeit kämpfen kann.«
- Elisabeth von Thadden, Die Zeit, Dezember 2015
»Die Liste der Opfergruppen wird immer länger, ja, selbst Täter möchten gerne Opfer sein - aus einem einfachen Grund: Als Opfer habe man ja nicht anders gekonnt. Daniele Giglioli entlarvt ein nicht ganz neues Phänomen und hält die Fahne der Aufklärung hoch.«
- Eike Gebhardt, Deutschlandradio Kultur, Januar 2016
»Der Essay ist vor allem deshalb ein Vergnügen, weil Giglioli es geschickt vermeidet, sich selbst oder die Wahrheit oder das Gute zum Opfer des Opferkults zu stilisieren.« - Jens Bisky, SZ, Januar 2016