»In der Literatur werden nicht Dinge erzählt, weil sie passieren, sondern sie passieren, weil sie erzählt werden.« Antonio Miguel
Wie lässt sich auch nach dem Tod eines Freundes noch Zugang zu seinen Gedanken finden? Was lässt sich über einen Verstorbenen erzählen, um ihn nahbar zu machen?
In den Zeichnungen seines verstorbenen Freundes entdeckt der Protagonist der Erzählung die Skizze eines Reihers. Und auch in einem bislang unbeachteten Text von ihm stößt er auf das hochbeinige Tier, dem uralten Symbol für die Kraft der Stille. Darin wird der Reiher allerdings von einem Menschen verkörpert, einem Insassen einer Nervenheilanstalt. Verbissen liefert er sich ein fast unsichtbares Duell mit einem Widersacher, aus dem er unter donnerndem Applaus als Sieger hervorgeht. Schlussendlich fragt sich der Hinterbliebene, wie er sich mit dem Gedanken abfinden kann, dass der gescheiterte Malerfreund im Grunde ein verkannter Schriftsteller war?
Gaétan Soucy hinterfragt in seiner vielschichtigen Erzählung die Möglichkeit verlässlichen Erzählens. Die Grenzen zwischen dem Handelnden und dem Erzähler verwischen und die forschende Lektüre beobachtet wie der Reiher den selbst forschenden Autor.
Buch
ISBN: 978-3-7518-0605-3 9783751806053
Verlag: Friedenauer Presse
Veröffentlicht: 2020
Reihe: Friedenauer Presse Drucke
Nachwort: Alberto Manguel
Originaltitel: L'Angoisse du héron. Suivi de l'Angoisse du lecteur (Französisch)
Schlagworte: Erzählung, Reiher, Symbole, Freundschaft, Tod, Phantasie, Zweifel, Trauer, Poetik