Das Reich des Guten entsteht da, wo nicht mehr das kritische Denken und Handeln des Einzelnen gefragt sind, sondern alles für alle per Gesetz verordnet wird. Mit ihm zieht eine Zeit herauf, in der jede Interaktion und jeder Gedanke reglementiert sein werden – und in der kein Platz mehr für individuelle Haltungen, für Geschmäcker und Vorlieben ist, in der nicht mehr an unpassender Stelle gelacht, eine Zigarette zu viel geraucht oder ein Glas Wein über den Durst getrunken werden wird. Das Böse, das Schmutzige und das Ungesunde werden im Reich des Guten ausradiert und die Sehnsucht nach Eindeutigkeit wird verwirklicht. Die Welt wird so zu »Cordicopolis« – jenem Ort, an dem die Regungen des Herzens als Wohlfühlimperativ des Glücks regieren. 1991 erschienen – und damit zwei Jahre vor Botho Strauß' skandalträchtigem Essay Anschwellender Bocksgesang, der in ähnlicher Hellsichtigkeit eine konservative Kritik der Moderne darstellte –, nimmt Philippe Muray in erstaunlicher Weise unsere Gegenwart vorweg. In seiner Voraussicht des Verschwindens der Öffentlichkeit ist er eine Inspiration für neokonservative Literaten wie Michel Houellebecq – und aktueller denn je.
»Muray – in seiner Wut ein Kind von Bloy, durch sein Fieber von Céline, durch seine Vorstellungskraft von Rabelais – sieht es als seine Pflicht, die Eitelkeiten seiner Zeit zu zerlegen, sie in ein Puzzle zu verwandeln.«
– Le Figaro littéraire
»Der so glänzende wie ätzende Humor Philippe Murays, der in der pointierten Übersetzung von Nicola Denis nichts von seiner Kraft einbüßt, wird in einer auch emotional stets auf die unverfänglich-laue Mittellage justierten Welt zum Ort der politisch verdächtig gewordenen Katharsis«
– Benjamin Loy, ZEIT Online