»Aus seiner Misere macht er – wie es häufig vorkommt in der chinesischen Literatur – keine Loser-Burleske, sondern er erzählt ehrlich von den Dingen, die ihm in seinem Leben wichtig waren. Das macht seine Schilderungen so erstaunlich modern und dieses Buch auch für heutige Leser zu einer faszinierenden Lektüre.«
– Katharina Borchardt, Deutschlandfunk Kultur
Nachdem er zweimal durch die Beamtenprüfung fällt, unterlässt Shen Fu weitere Karrierebestrebungen und begnügt sich mit einem bescheidenen Leben. Er verliebt sich in seine Cousine Chen Yun, die er bald darauf heiratet. Zwar verschläft er die Hochzeitsnacht, aber die beiden Eheleute verleben trotz materieller Einschränkungen glückliche Jahre und bekommen zwei Kinder. Als sie aus Statusgründen ihrem Mann eine Konkubine zuführt, verliebt sich Chen Yun jedoch selbst in die 16-jährige Hanyuan und beginnt eine von ihrem Mann, aber nicht von der Familie geduldete Affäre. Die beiden werden daraufhin verstoßen, müssen ihre Kinder zurücklassen und sich in bittere Armut begeben. An dem Schmerz über den Verlust ihrer Liebe erkrankt die bereits ausgezehrte Chen Yun und geht an Elend und Kummer buchstäblich zugrunde. Shen Fu ist voller Trauer, doch seine Begabung zum Glücklichsein und seine aus dem Herzen kommende Fröhlichkeit lassen ihn ein neues Leben in Einsamkeit finden und genießen.
Diese 1877 aus dem Manuskript erstmals publizierte, ungewöhnlich freie Autobiografie wurde sofort ein großer Erfolg, der bis heute anhält: an die 300 verschiedene Ausgaben des Buchs in millionenfachen Auflagen sind bislang erschienen, mehrere Verfilmungen, Bühnenfassungen und Vertonungen sind entstanden. Richard v. Schirach hat diesen erstaunlich modernen Klassiker mit seiner bestechend lebensnahen Schilderung des Lebens in der Mitte des 18. Jahrhunderts neu übersetzt.
Buch
ISBN: 978-3-95757-690-3 9783957576903
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Veröffentlicht: 2019
Reihe: Asiathek Bd. 006
Originaltitel: 浮生六記 (Chinesisch)
Schlagworte: China, 19. Jahrhundert, Autobiografie, Asien
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