Auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2014 Alte Fabriken, ärmliche Häuser, aber auch unverhoffte Streifen von Wildnis: eine Landschaft an der Grenze zwischen Stadt und Land, bevölkert von aus ihren Ordnungen gefallenen Menschen, wie sie das wahre Leben am Rande jeder Metropole prägen. In neun Etappen eines Spaziergangs in der Gegend um den River Lea im Osten Londons verfolgt Esther Kinsky die sich überlagernden Spuren ersönlicher Geschichte und urbaner Historie dieser Flusslandschaft und nutzt die Wildnis des Marschlands als Freiraum für Erinnerung und Reflexion. Der River Lea wird zur Grenzmarkierung und zugleich zu einem Wegweiser: Erfahrung und Wahrnehmung finden an ihm eine Schranke und ein Ziel. »Am Fluss« ist ein Buch über das Sehen, über Erkenntnis durch Betrachtung, in dem Esther Kinsky die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen der Sichtbarmachung von Welt neu stellt.
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Esther Kinsky ist für ihren Roman »Am Fluß« mit dem Kranichsteiner Literaturpreis 2015 des Deutschen Literaturfonds ausgezeichnet worden:
»Am Fluß ist ein Roman von packender Intensität. Mit behutsamer Präzision nimmt Esther Kinsky armselige Geschäfte, schäbige Reihenhäuser, Stadtbrachen und sumpfige Treidelpfade in den Blick, entwirft die Topographie eines Londoner Vororts und stößt auf Spuren der eigenen Vergangenheit. Durch ihre bildhafte Sprache gewinnt sie den Randbezirken der Wirklichkeit, die zu Abbildern eines seelischen Zustandes werden, poetische Facetten ab. Ihre mäandrierenden Erkundungen folgen den Ausläufern des River Lea und spülen Geschichten von seltsamer Schönheit an die Oberfläche.«
»Es ist für mich mein „Inselbuch des Jahres“ (= Welches Buch würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?). Ich werde das Buch immer wieder zur Hand nehmen, die Sprache genießen, an den Rhein gehen und nächstes Jahr bei meinem Besuch in London den „Lea“ ganz genau in Augenschein nehmen. Das Buch ist wirklich ein Geschenk!«
Linda Broszeit, Bücherinsel Linda Broszeit in Duisburg
»Eine Frau verlässt ihr altes Dasein und zieht in einen Randbezirk. Hier kennt sie niemanden. Sie richtet ihre Wohnung nicht ein. Der Wind zieht durch das alte Haus.«
Thomas Sarbacher liest Esther Kinsky hier.
»Man muss sich auf den plätschernden Erzählfluss von Esther Kinsky einlassen. Ist man dazu bereit, erfährt man viel über die Unbehaustheit, die jeden irgendwann ereilt, und die kleinen Dinge, die einem dann Halt geben und Orientierung. Und ganz nebenbei entwirft Esther Kinsky, diese Archäologin der scheinbaren Unbedeutendheiten, ein faszinierendes Porträt von London und seinen Rändern.«
Uwe Rada, taz, 01.11.2014
»Die Schönheit, die aus Esther Kinskys Sprache erwächst, und die Welt, die sie mit jedem neuen Spaziergang, mit jeder neuen Beobachtung entstehen lässt, können nicht hinwegtrösten über das, was der Erzählerin abhandengekommen ist, was sie in diese Randzone des Lebens gestoßen hat.«
Wiebke Porombka, Deutschlandfunk, 05. November 2014
Hören Sie den Podcast zur Sendung hier.
»Esther Kinsky liest die Landschaften und überschreibt sie mit einer Sprache, die, wie das Licht, die Oberflächen zum Leuchten bringt.«
Angelika Overath, NZZ, 04. Oktober 2014
»Dieses Buch ist ein Sprachereignis, mit seinen präzisen Gegenwartsbeschreibungen, die mitten im Satz, wie von einem DJ beschleunigt, zurück in Erinnerungen springen oder die Spur eines Mythos verfolgen, sich plötzlich zu burlesken Szenen weiten.«
Susanne Mayer, DIE ZEIT, 04. September 2014
»Ganz gleich, ob Kinsky Dinge, ihr fremde Menschen oder Landschaften beschreibt: die überschüssige Liebe, über die sie verfügt, wird in der einfühlsamen Sprache sichtbar, mit der sie die Welt sieht.«
Hans-Peter Kunisch, Süddeutsche Zeitung, 27. August 2014
»Esther Kinskys Roman stellt mit geduldiger Ausdauer alles in den Schatten, was zuletzt in deutscher Sprache erschienen ist. Es ist voller Bildung, ohne gebildet sein zu wollen, voller Wissen, ohne etwas besser zu wissen. »Am Fluß« ist ein demokratisches Buch, klug und weise und rührend schön [...].«
Katharina Teutsch, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. August 2014
»In ihrem Schreiben gelingt es Esther Kinsky die Bewegung des fließenden Wassers aufzunehmen. Ihre Worte sind ein ruhiger, tiefer Strom. [...] Spannung und Leseanreiz verdanken sich vor allem der Sprache Kinskys und der Augen öffnenden Kraft ihrer Beschreibungen.«
Elke Biesel, Kölner Stadtanzeiger Büchermagazin, 01. August 2014