Zeitenthobenheit und Raumschwund
Ernst Jünger hat ein umfängliches Reisewerk hinterlassen. Im Laufe seines Lebens unternahm er mehr als 80 Reisen, etliche auch an exotische Orte in Übersee. Ausgehend von größtenteilsm unbekannten Dokumenten des Nachlasses – authentischen Reisenotizen und unveröffentlichten Briefen –, fügt Weber der Biografie dieses Jahrhundertmenschen das bislang ungeschriebene Kapitel eines intensiven Reiselebens hinzu. Jünger reflektierte die Moderne als Beschleunigungsgeschichte und dokumentierte die um (Selbst-)Bewahrung bemühten Versuche, die katastrophalen Umbrüche, den permanenten Wandel des 20. Jahrhunderts literarisch zu bewältigen. Ernst Jüngers ›Ästhetik der Entschleunigung‹ liefert damit nicht nur eine Ästhetik des Tourismus und der literarischen Moderne, sondern hält auch Verhaltensregeln für eine Epoche bereit, in der das Zeit-für-sich-haben immer weniger möglich erscheint.
Wojciech Kunicki, in: Arbitrium 2014 (32) Heft 2
»In [seinem] Schreibprozess entwickelt Jünger auch Strategien zur Übewindung des Ästhetizismus, den er selbst als stilistische und weltanschauliche Gefährdung seiner Prosa erkannte. Weber kann nicht nur diese poetologisch-ästhetische Selbstpositionierung Jüngers plausibel machen, sondern in einem interpretatorischen Glanzstück auch intertextuell konturieren. [...] Soweit ein kurzer Gang durch diese anregende Arbeit, die nicht nur durch ihre plausible Thesenbildung und ihren sicheren Zugriff auf eine zyklopische Materialfülle überzeugt, sondern auch durch ihren lesbaren und dabei stets auf der Höhe der Forschung argumentierenden Stil. Sie eignet sich, da Weber bei seiner Diskussion der Reiseprosa fast den gesamten Jünger zwischen 1920 und 1995 in den Blick nimmt, auch als Handbuch, das in wesentliche Positionen der Autorschaft Jüngers einführt. In Jan Robert Webers Buch begegnet man zwar keinem vollkommen unbekannten Jünger, aber man entdeckt doch viele neue Facetten dieses Autors, und man liest gerade die scheinbar parergonalen Reisetexte der 1930er und 1940er Jahre ganz neu.«
Cord-Friedrich Berghahn, Zeitschrift für Germanistik XXIII - 1/2013
»Ästhetik der Entschleunigung kann komplementär zu den beiden großen Jünger-Biografien von Helmuth Kiesel und Heimo Schwilk gelesen werden. … Den philologisch sauber recherchierten Erträgen kommt eine sympathische Unaufgeregtheit im Umgang mit Wegen und Umwegen Ernst Jüngers zugute. … Überzeugend analysiert Weber anhand jener Reisestationen, denen eine poetische Verarbeitung folgte, Jüngers Entwicklung hin zu einer »Entschleunigungspoetik«.«
Volker Strebel, Die politische Meinung (KAS), Juni 2012
»Das Buch gehört zu den besten Monographien zu Jüngers Gesamtwerk, von den Archivrecherchen im Nachlass über die intellektuelle Durchdringung der Texte bis zur sprachlichen Darstellung der Ergebnisse.«
Detlev Schöttker, F.A.Z., 25. Juli 2012
»Eine ausführlich recherchierte und belegte Diskussion der Jüngerschen kulturellen Beschleunigungskritik.«
Heide Kunzelmann, literaturkritik.de, 19. Dezember 2011