Achilles rast mit 130 ohne Rücklicht und Rücksicht durch die Nacht. Der Krieg um Troja tobt noch immer. Während der attische Held, aus Zeitmangel ungeduscht und blutverschmiert, zwanzig Minuten nach Ende der Schlacht eine Pressekonferenz gibt und Simone Weil zitiert, schreibt Westermann mit rauchender Feder eine Kantate aus infinitesimal klein scheinenden Intervallen der Reflexion. Waren wir eben noch mit Tschechow unterwegs, dürfen wir nun mit dem Dichter unter dem Wahrzeichen jenes Asteroiden, des Planetesimalen mit dem Namen 3511 Zwetajewa, durch das Leben seiner Namensgeberin gehen. Briefe, Bilder, Beziehungen bringt er dabei auf den Vers : »Sie glaubte an das Gute im Menschen, daran, / dass dem, der Gutes tut, auch Gutes widerfährt.« Am Ende wird ein ganzer Kosmos zu versenken sein. Doch aus Levin Westermanns Sprachinfinitesimalen werden Sehnsüchte neu entstehen.
Buch
ISBN: 978-3-95757-380-3 9783957573803
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Veröffentlicht: 2017
Schlagworte: Lyrik, Asteroiden, Achilles
»Ein Schreiben zum Stillen hin, zum Schweigen hin, zum Verschweigen hin; und auch ein Schreiben, in dem die Grenzen zwischen Lyrik und Prosa - ich will nicht sagen sich auflösen - aber doch infrage gestellt werden.«
- Beate Tröger, WDR3
»Levin Westermann ist ein Dichter, der kein Hehl daraus macht, auf der Suche zu sein. Eine Spurensuche nach der berühmten russischen Schriftstellerin Marina Zwetajewa - ein Trauergedicht voller Wucht und Wut, geprägt von Innigkeit und Distanz.«
- Insa Wilke, Deutschlandradio Kultur
»Diese stillen, durch Aussparung und metaphorische Kargheit eindringlichen Gedichte Levin Westermanns sprechen von der existenziellen Ausgesetztheit jedes wahren Dichters.«
- Michael Braun, NZZ
»In allen vier Teilen, die einleitende ›Expedition‹ mit eingeschlossen, gelingt es Levin Westermann auf eine radikal moderne innerliche und zugleich sich schonungslos veräusserlichende Weise, starke Stimmungen zu schaffen.Seine poetische Bildsprache ist kräftig und düster, sie lässt aber stets auch eine vielleicht sarkastische Ironie anklingen, die den Zug ins Pathetische bricht. «
- Beat Mazenauer, viceversaliteratur.ch
»Bei Licht besehen ist das ein sehr radikales Stück Literatur, das da vor einem liegt, ›radikal‹ im Sinne von ›radikal jenseitig‹. Unter den GegenwartsautorInnen, die sich der kleinen Form verschrieben haben, ist Westermann der jenseitigste, um nicht zu sagen: der Metaphysiker. Man kommt seinen Texten schon recht nahe, wenn man ihnen attestiert, dass in ihnen die Literatur sich selbst zum transzendentalen Subjekt erklärt. Aber das diskreditiert sie nicht. Ihre Ewigkeit ist kein Fluchtpunkt, auf den hin die Geschehnisse, die grausamen insbesondere, sich verflüchtigen und verschwimmen. Umgekehrt ist der Weg dieses Schreibens: Sub specie aeternitatis durchwühlt es den Staub, aus dem die Welt geschaffen ist.«
- Philipp Theisohn, Schweizer Buchjahr
»Im Falle von Westermann bedeutet Autorschaft, mit dem jeweils neuen Material vollkommene Stimmungswechsel vollziehen zu können und dies mit dem eigenen Sprachduktus und poetischen Anliegen auszubalancieren.«
- Christian Metz, FAZ