Richard Tüngel
Richard Tüngel wurde 1893 in Hamburg geboren. Der studierte Architekt wurde aus seinem Amt als Oberbaudirektor beim Hamburger Senat 1933 wegen seiner modernen Kunstauffassung entlassen. Während des Krieges arbeitete er als Schriftsteller und Übersetzer in Berlin, nach Kriegsende kehrte er nach Hamburg zurück. Dort wurde er 1945 zum Direktor der Landeskunstschule am Lerchenfeld berufen und begann als Journalist zu arbeiten. Er war 1946 Mitbegründer der Wochenzeitung Die Zeit. Zunächst arbeitete er als Feuilletonchef, wenig später wurde er zum zweiten Chefredakteur. 1955 kam es zu einer Redaktionskrise der Zeit. Tüngel hatte einen Text des NS-Staatsrechtlers Carl Schmitt veröffentlicht, woraufhin Marion Gräfin Dönhoff aus Protest nach zehn Jahren die Redaktion verließ. Nach weiteren Querelen um einen kritischen Artikel über den amerikanischen Politiker Joseph McCarthy wurde Richard Tüngel entlassen, was gleichzeitig eine Entscheidung über die politische Linie der Zeitung darstellte. Die jahrelangen Auseinandersetzungen zwischen Bucerius und seinen Mitgründern über die politische Richtung der Zeit endeten 1956 damit, dass Tüngel auch seine Funktion als Gesellschafter aufgab. Richard Tüngel, dessen antitotalitäre Haltung sich vor 1945 als Antifaschismus, nach Kriegsende in einem später kritisierten vehementen Antikommunismus äußerte, starb 1970.