14.10.2021

Laudatio von Sigrid Löffler für den Adorno-Preisträger Klaus Theweleit

Laudatio von Sigrid Löffler für den Adorno-Preisträger Klaus Theweleit

Laudatio von Sigrid Löffler für den Adorno-Preisträger Klaus Theweleit
am Samstag, den 11. September 2021, in der Frankfurter Paulskirche

Kann man heute noch jemandem begreiflich machen, welch überwältigenden Eindruck damals, vor fast 45 Jahren, Klaus Theweleits «Männerphantasien» auf Leute meiner Generation machten? Dieses Buch hat seine Leserschaft elektrisiert, denn es hat sie herausgefordert, den Blick auf sich selbst, auf die Geschichte und auf die Welt zu ändern.

Zu lesen war hier zunächst eine neuartige Faschismus-Deutung, in der Geschlechter-Psychologie, Patriarchats-Kritik und Gewalt-Diskurs zusammengedacht wurden. «Männerphantasien» lieferte eine große ideologiekritische Untersuchung über Selbstbild und Frauenbild faschistischer Männer der 1920er Jahre, so, wie sich diese aus der zeitgenössischen Freikorps-Literatur, den Selbstzeugnissen von Angehörigen paramilitärischer Kampfbünde in der Weimarer Zeit, herausfiltern ließen.

Bei intensiverer Lektüre wurde dann deutlich, womit man es hier eigentlich zu tun bekam: nämlich mit einem alle akademischen Grenzen überschreitenden Diskurs-Epos über die Vieldeutigkeiten und Ambivalenzen männlicher Affektivität bei Angst, Begehren, Macht, Gewalt und Terror. Dieser Groß-Essay kreiste um den Zusammenhang zwischen Mann-Sein und Deutsch-Sein, betraf aber auch jemanden wie mich, eine nicht-deutsche Frau, ganz existenziell.

In der Lektüre dieser summa cum laude ausgezeichneten literaturwissenschaftlichen Doktorarbeit von 1977 eröffnete sich etwas, das es bislang nicht gegeben hatte. Hier wurde aus der Freikorps-Literatur, die von der Wissenschaft bislang kaum beachtet worden war, eine postfreudianische Faschismus-Theorie entwickelt, basierend auf der Analyse der Modellierung männlicher Emotionalität im Patriarchat. Faschismus wurde als Grenz- und Extremfall männlicher Herrschaft gedeutet, als eine Art Mangelerkrankung der männlichen Psyche, die mit Aggressivität auf die Furcht vor dem Weiblichen und damit die Angst vor der Ich-Auflösung reagierte – mit Gefühlspanzerung und Gewalt gegen sich selbst und andere, nicht zuletzt gegen Frauen, um derart männliche Selbststabilisierung zu gewährleisten.

Zugleich zog dieses Buch Entwicklungslinien bis ins Heute, ließ sich auch lesen als Kommentar zum Geschlechterverhältnis von Männern und Frauen in der Gegenwart. Wie gegenwartsrelevant diese Angstlust- und Gewaltphantasien soldatisch zugerichteter Männer der Weimarer Zeit erschienen, wurde erkennbar schon daran, dass diese Analyse faschistischer Texte durchwegs im Präsens geschrieben war.

Männliche Leser mögen sich durch die Lektüre veranlasst gesehen haben, den faschistischen Mann in sich selbst zu suchen. Ich meinerseits fühlte mich durch «Männerphantasien» auf doppelte Weise angesprochen.

Zum einen wegen der klaren Herleitung und Benennung der Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen – schließlich war ich als Frau im Männerberuf Journalismus täglich mit männlichen Projektionen konfrontiert.

Und zum andern wegen der Bedeutung, die hier der Psychoanalyse beigemessen wurde – eine Genugtuung, nachdem die Psychoanalyse zeit meines Studiums an der Wiener Universität wegen des dort fortdauernden Freud-Boykotts als Irrlehre verpönt und geächtet war. Hier jedoch fungierte die Psychoanalyse als zentrales Erkenntnis-Instrument, auch wenn sich der Autor unter Berufung auf den «Anti-Ödipus» von Deleuze und Guattari von Freud absetzte, indem er seinen Fokus auf das prä-ödipale Unbewusste, die «Wunsch-Maschine», richtete und vor allem die prä-ödipalen Impulse seiner faschistischen Test-Männer analysierte.

Hinzu kam als Novum für eine akademische Dissertation die völlige Absenz jeder zwanghaft akademischen Sprachlichkeit. Für seine mentalitäts-, medien- und ideengeschichtliche Kulturkritik hatte sich der Autor einen ganz eigenen singulären Schreibstil zurechtgelegt – provokant anti-akademisch, anarchisch, aber zugleich angereichert mit vielerlei gelehrten Theorien.

Dieser Text verzweigte sich mäandernd in viele Richtungen und uferte scheinbar unmethodisch und wie improvisierend aus in einem unbändigen, assoziativen Erzählstil, der sich über alle Sprachregelungen etwelcher Denkschulen hinwegsetzte, befreit von allen Eindämmungen und Regulierungen genormter Wissenschaftsprosa. In einem unverschämt lockeren Parlando bahnte er sich seine ganz eigenen Argumentationspfade und Theoriewege.

Diese Sprache hatte das germanistische Seminar, dem sie entlaufen war, weit hinter sich gelassen. Der Text war gespickt mit Anmerkungen, Abschweifungen und Exkursen, wobei die digressiven Bewegungen die progressiven nie aus den Augen verloren, sie vielmehr munter in Schwung hielten. Ihrem Fußnoten- und Annotierungsapparat zum Trotz glich diese Prosa eher einer multimedialen Jam-Session als einem akademischen Zunft-Opus. Das war überraschend, erfrischend, befreiend, unendlich anregend und lustvoll zu lesen.

Ein wahres Materialgewitter von Texten, Bildern und Illustrationen ging da auf die Leserin nieder. Die unterschiedlichsten Diskursformen und Bildwelten verbanden sich zu einem exuberanten zweibändigen Schrift- und Bilderbuch, wobei narrative und illustrative Mittel assoziativ – kommentierend oder widersprechend –, aber völlig gleichwertig eingesetzt wurden. Text- und Bildmaterial wurde collagiert, wie im Film montiert und in Assemblage-Technik arrangiert, zur wechselseitigen Erhellung.

Auffällig war insbesondere die Aufwertung der Populärkultur. Parallelströme aus Trivialmythen, Werbung und Kulturindustrie flossen mit ein, aus Popmusik, Kino, Comics und Fernsehen. Angezapft und zur Sprache gebracht wurden auch die jeweils zugehörigen Pornografien hinter den Produkten der Pop- und Werbe-Welt. Zum Vorschein kam das pornografische Unbewusste der Trivialkünste, der Pop-Ästhetiken und der politischen und kommerziellen Reklame-Ikonografien. Schundliteratur avancierte zum Gegenstand ernsthafter Untersuchung, wurde einem Close Reading unterzogen und durfte ihren Ludergeruch verströmen. Klaus Theweleits Arbeit stützte sich also wie selbstverständlich auch auf anrüchige und in academia verpönte Quellen.

Wo kam das her? Wer war dieser Autor? Aus welchen Erfahrungen und Erkenntnissen speiste sich dieser unerhörte Schreibstil?

Klaus Theweleit selbst hat sich mehrfach zu den Hintergründen und Umständen seiner Sprachfindung erklärt und über seinen intellektuellen Entwicklungsweg aus einem faschistischen Elternhaus und einem linksalternativen studentischen Milieu Auskunft gegeben.

Schon die Vorbemerkung zu «Männerphantasien» lässt erkennen, dass diese Arbeit nicht allein von akademischem Interesse geleitet sein würde. Die eigene Herkunft aus einer ostpreußischen Flüchtlingsfamilie wird da offengelegt: der brutal prügelnde Vater, Eisenbahner mit Leib und Seele und überdies «ein ziemlich guter Faschist»; die zwiespältige Mutter, «die fand, dass so etwas sein musste, es aber milderte». Amerika wird erwähnt – als Chiffre für alle transatlantischen Massen-Künste von Kino über Jazz bis Popmusik, die sich in der Nachkriegszeit diesem jungen Deutschen offenbarten und seine Denk- und Erlebnisräume imprägnierten. Nicht zuletzt wird die Ehefrau Monika mit einer zärtlichen Erwähnung bedacht.

In späteren Texten aus den 1990er Jahren steuerte Theweleit dann weitere Erläuterungen zu seinem intellektuellen Werdegang bei. Demnach hat seine Generation, die studentische ’68er-Jugend, ihre theoriesprachlichen Begriffe allesamt jenen Wissenschaften entnommen, die im Nationalsozialismus als «jüdisch» verfemt waren: dem Marxismus, der Psychoanalyse und der Kritischen Theorie. Ihre Sprache war ein Amalgam aus den Sprechweisen verfolgter Juden, ein Amalgam aus Marx, Freud und Adorno.

Dies im Gegensatz und in bewusster Opposition zur verlegenen und verlogenen Sprache, mit der die Elterngeneration die eigene NS-Vergangenheit tabuisierte – entweder durch verdruckstes Umschweigen und Vertuschen oder durch den Versuch, den Nationalsozialismus zu bagatellisieren. Da die Elternsprache somit unbenutzbar geworden war, lebten die Achtundsechziger laut Theweleit aus einem «zwanghaften Gefühl des Nicht-Deutsch-Sein-Wollens» heraus in einer Art Sprachverbannung, einem selbstverordneten sprachlichen Exil.

Zu den Sprechweisen von Marx, Freud und Adorno trat als Ausweichsprache die Zweitsprache Englisch hinzu – das autochthone Idiom der Popkultur. Im Rock-’n’-Roll-Englisch der Elvis-Ära, in den Rätsel-Texten von Bob-Dylan-Songs und den Kino-Dialogen des amerikanischen Western fand diese Generation ihre spezifische Kommunikationsform, ihren generationellen Geheimcode. Theweleit beschreibt das so: «Die Nachkriegs-Linke ist aus Amerika gekommen, nicht aus einer Verarbeitung der kommunistischen Linien. Amerikanische Artistik, Gedichte, Songs, Bilder, Sounds haben uns geboren, niemand sonst.»

Eigentümlich war diesem Konglomerat von Sub- und Gruppensprachen, die da aus allen Ecken und Winkeln des Untergrunds gehoben wurden, dass sie (Zitat) «aus gleichermaßen exterritorialen Bezirken kamen, öffentlich geächtete Sprachen und Klänge waren, ausländische Sprachen, Sprachen von Feinden, undeutsche Sprachen».

Das Entscheidende war also die all diesen diversen Idiomen gemeinsame Verpöntheit. Und eben dieser Rekurs auf das Verpönte wirkte befreiend.

Das studentische Biotop, in dem Theweleit sich politisierte, war der SDS. An der Universität Freiburg schloss er sich 1967 dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund an und ging durch dessen harte Praxis-Schule mit ihren Demos, Sit-Ins, Protest-Aktionen und Endlos-Diskussionen. Nach der Auflösung des SDS erlebte er in den 1970er Jahren dann aus der Nähe und am eigenen Leib den Zerfall der linksalternativen Szene in RAF-Radikalismus bis hin zum Terror hier und Zersplitterung in verfeindete K-Gruppen dort.

Theweleit hatte da längst mit den Genossen von einst gebrochen, angewidert und abgestoßen von deren Agitations- und Gruppenzwängen, deren intellektueller Verknöcherung und autoritärer Sprachverengung, die auch ein Symptom ihrer Denkverengung in Dogmatismus und orthodoxem Starrsinn war. Damit emanzipierte sich Theweleit auch ein Stück weit von den intellektuellen Leitfiguren seiner Generation, den Sprach- und Denk-Paten der Achtundsechziger. Poststrukturalistische Denkfiguren wurden maßgeblicher als marxistische; die freudianische Psychoanalyse wurde durch postfreudianische Ansätze weitergedacht; und die Auseinandersetzung mit den Faschismustheorien der Frankfurter Schule stand vor allem im Zeichen der Abgrenzung zu Theweleits eigener Faschismustheorie, was ihm die wütende Gegnerschaft dogmatischer Adorniten eintrug, die sich zur Verteidigung der Adorno-Orthodoxie aufgerufen fühlten.

1977 war das Jahr einer Epochenschwelle, ein Umbruchs-Punkt der Moderne auf dem Weg zur postmodernen Pluralisierung der Denk- und Lebensweisen in tausend Plateaus, und dieses Jahr war markiert durch das Erscheinen der «Männerphantasien» auf der einen Seite und durch die Niederlage der radikalen Linken auf der anderen, Stichwort: «Deutscher Herbst». «Männerphantasien» avancierte – nicht zuletzt dank Rudolf Augsteins monumentaler Jubelrezension im «Spiegel» – zur berühmtesten Doktorarbeit Deutschlands, wurde in der Folge ein Best- und Longseller und das Theorie-Kultbuch einer ganzen Generation. Der Autor wurde über Nacht zum Star-Intellektuellen, zur diskursprägenden Leitfigur der Nach-Achtundsechziger, gefeiert als inspirierender und eigenwilliger akademischer Außenseiter, als Gelehrter ohne Amt.

Für mich ist Klaus Theweleit die erste große Beispielfigur für eine sehr deutsche Erscheinung – nämlich den exterritorialen Gelehrten sui generis. Von denen, die die akademischen Leitlinien definieren, observieren und verwalten und sich stets hinter einer universitären Exklusivität verschanzen können – von der Professorenzunft bestallter Lehrstuhlinhaber also werden diese genialischen Nonkonformisten meist scheel angesehen und nicht selten sogar in ihrem wissenschaftlichen Fortkommen behindert. Seitens der universitären Zunftgenossen widerfährt ihnen eher Ächtung als Achtung. Spät, wenn überhaupt, werden sie in akademische Lehrämter berufen, oft bleiben sie unberufen und außen vor. Und doch verdanken unsere Geistes-, Kultur-, Sozial- und Medienwissenschaften gerade solchen freischaffenden Außenseiter-Gelehrten bahnbrechende Werke, manche davon längst Klassiker der Dissidenz – von «Aufschreibesysteme 1800/1900» und «Musik und Mathematik» bis «Verhaltenslehren der Kälte» und von der dreibändigen Kafka-Biografie bis zu «Das Prachtboot». Die Reihe solch innovativer, aber nicht als zünftig erachteter Extra-muros-Werke nahm mit «Männerphantasien» ihren Anfang.

In den Jahrzehnten seither haben sich die Diskurse allmählich verlagert, es kam zu Umgewichtungen in der Relevanz der wissenschaftlichen Disziplinen und Forschungsfelder. Die Historiografie richtet ihre Aufmerksamkeit neben der NS- und Faschismusforschung vermehrt auf die Sozial-, Mentalitäts- und Wirtschaftsgeschichte und rückt die Erforschung des Kolonialismus, insbesondere der deutschen Kolonialgeschichte, immer mehr ins Zentrum. Kulturgeschichte und Medienwissenschaften erleben einen bemerkenswerten Aufstieg, Kognitionswissenschaft hat allmählich die Psychoanalyse als Leitwissenschaft verdrängt.

Klaus Theweleit blieb von diesen Schwerpunkt-Verschiebungen nicht unberührt. Er hat sich auf dem Erfolg seines Opus magnum nicht ausgeruht – er hat ihn allerdings auch nicht wiederholt. Als Freistil-Kulturwissenschaftler arbeitet er seit «Männerphantasien» weiter an seinem Hauptgeschäft, der Geschichte der Männlichkeit und der Körpergeschichte und der Fortschreibung seiner Theorie der männlichen Gewalt in Politik, Kunst, Literatur, Mythos und Geschichte, wobei sich sein Augenmerk immer zwingender auf die Geschichte der Kolonialismen verlagert.

Sein Stil, sein unnachahmlicher Sound, mit dem er sich durch seine Materialien rockt und rappt, ist inzwischen zu seinem Markenzeichen geworden. Buchstäblich alles kann ihm zum Werkstoff wissenschaftlicher Erkenntnis werden. Und er kann dieses Text-, Bild- und Mythenmaterial so eindrücklich zum Sprechen – gelegentlich auch zum Orakeln – bringen wie kaum jemand sonst.

Seine spezifische Art der Geschichtsschreibung, die auch Mythologien, Mentalitäten, Lebensweisen, Literaturen, Pop, Computerspiele und unterschiedlichste Wissenschaftsdiskurse einbezieht, erstreckt sich nun auf die ganze Welt und bis in die Vorgeschichte und die vorhomerischen Mythen hinein, fokussiert nunmehr auf die Macht- und Gewaltausübung von Künstlern sowie von Eroberern. Seine unersättliche Weltneugier, sein Erkenntnishunger und seine Wissbegier machen aus dem bekennenden Alles-Leser und Alles-Verwerter Theweleit eine intellektuelle Einverleibungsmaschine, die sich unentwegt neue Wissensgebiete erschließt, von der Neolithischen Revolution über den Ursprung der Oper bis zu den Synapsen-Verschaltungen in der Hirnforschung. Seine Werke sind allesamt miteinander verzahnt, in ihnen greifen die Leit-Erzählungen aller Epochen ineinander.

In seinem dreibändigen «Buch der Könige» entwickelt er am Modell des Mythos von Orpheus und Eurydike die These, dass männliche Kunstproduktion im Patriarchat durch Frauenopfer erkauft wird, was an vielen Fallbeispielen nachgewiesen wird, durch Close Reading der Texte von Dante bis Ezra Pound und von Gottfried Benn und Knut Hamsun bis Bert Brecht.

Und quasi als Spin-off ist aus dem «Buch der Könige» der gewaltig ausufernde Pocahontas-Komplex hervorgegangen, das vierbändige «Buch der Königstöchter», in dem 25 Jahre Arbeit stecken. Darin hat Theweleit sein Lebensthema der autoritären Männergewalt nun zu einer Theorie der Medien und der kolonialen Eroberungen ausgeweitet. Demnach geschehen koloniale Landnahmen durch indoeuropäische Eroberer mithilfe und auf Kosten der Körper indigener Frauen, die zu ihnen überlaufen, Königstöchter und Mittler-Frauen allesamt. So dehnt der Autor seine Frauenkörper-Metapher auf den Kontinent-Körper und schließlich auf den kolonialen Weltkörper aus. Und es gelingt ihm, autoritäre Gewalt in all ihren grausamen Erscheinungsformen zu untersuchen, ohne selbst ihrer Faszination zu verfallen.

Inzwischen wird unsere Gegenwart heimgesucht von einem neuen Typus von Gewalttätern unterschiedlicher ideologischer oder religiöser Observanz, aber vergleichbar in Fanatismus und Tötungslust. In ihnen lassen sich auf geradezu unheimliche Weise die frauenfeindlichen, faschistischen, soldatischen Männer wiedererkennen, die Theweleit schon vor einem halben Jahrhundert beschrieben hat. Seine Doppelthematik Faschismus und Gewalt ist in neuem Gewand in die Zeitdiagnostik zurückgekehrt.

Mit anderen Worten: Ein imposantes Œoeuvre wird heute hier ausgezeichnet, das schwierig zu etikettieren ist. Womit haben wir es hier zu tun? Mit einem Psycho-Mytho-Historien-Epos? Einem Theorieabenteuerroman? Jedenfalls mit einem Werk ohnegleichen, einem uferlosen, sich selbst entgrenzenden und womöglich unabschließbaren Projekt, einem Work in progress über Männergewalt und Frauenleiber, Kunstmythen und Machtmythen.

Ich gratuliere Klaus Theweleit zur Verleihung des Adorno-Preises.

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