Roland Barthes war 60 Jahre alt, als er beim Betrachten alter Fotos seine Gedanken notierte und ›Über mich selbst‹ [Roland Barthes par Roland Barthes] veröffentlichte: ebenso originelle wie anregende Reflexionen über sein Leben. »All dies muss als etwas betrachtet werden, was von einer Romanfigur gesagt wird«, beginnt Barthes und stellt klar, dass es sich bei ›Über mich selbst‹ um eine fiktive Autobiographie handelt - um ein »Neu-Schreiben« mit dem Barthes »den Büchern, Themen, Erinnerungen, Texten eine andere Art des Aussagens hinzufügen« will. Die bewusst fragmentarischen literarisch-fiktiven Metamorphosen der eigenen Person werden dabei an die lustvolle körperliche Erfahrung des Schreibaktes zurückgeführt. Erst im Schreiben entwirft sich Roland Barthes als Subjekt und setzt sich aus den autobiographischen Splittern und Fragmenten zusammen.
»Barthes zersplittert sich selbst als vielfältig existierendes und erkennendes Subjekt und ist so aktueller denn je. Er umkreist biografische Schnipsel, Begriffe und Einflüsse, er kommentiert sein eigenes Schaffen.«
– Volker Bernhard, SZ