Trost der Philosophie
Boris Vildé, russischer Emigrant in Frankreich, wird als ›Lichtgestalt der Résistance‹ verehrt. Von der Gestapo wird der Ethnologe im März 1941 – er ist gerade einmal 32 Jahre alt – gefasst. Eine Odyssee durch Gefängnisse beginnt, begleitet von Folter und Verhören, bis er im Februar 1942 schließlich hingerichtet wird. In den letzten Monaten seines Lebens durfte er Tagebuch und Briefe schreiben. Diese bewegenden Schriften erscheinen nun erstmals in deutscher Sprache, übersetzt und herausgegeben von Felix Philipp Ingold: »Vildé erweist sich in diesen Texten nicht bloß als scharfsinniger Diagnostiker seiner Zeit und Analytiker seiner selbst, er gewinnt auch, unversehens, eine eigene Statur als Denker und Lebenskünstler vom Schlag eines Boethius, der lange vor ihm mit seinem ›Trost der Philosophie‹ Kerkermauern gesprengt hat.«
»Vildés ›Blätter von Fresnes‹ sind eine Mischung aus Haltung und Ohnmacht, aus Dezentrierung und Konzentration, aus Entelechie und Arbitrarität, aus Haftraum und Traumraum; eine Mischung, die durch keine politische Durchhalteparole, durch keine geballte Faust, durch keine letzten Antworten zu einem Beruhigungstrunk entmischt werden.
Wenn Felix Philip Ingold Texte herausgibt, heißt es aufmerksam sein. Hier nicht anders. Boris Vildés ›Trost der Philosophie‹ ist ein großes Dokument der Fluchtbewegungen des Denkens – in einer großartigen Übersetzung.«
Reiner Niehoff, literaturkritik.de, 23. November 2012
»Diese Edition ist Dokument und Denkmal für eine hervorstechende Figur unter den Männern und Frauen, die unmittelbar nach der Niederlage ohne Zögern ihr Leben für ein freies Frankreich aufs Spiel setzten.«
Helmut Mayer, FAZ, 19. September 2012
»Man kann die Veröffentlichung seiner Texte, übersetzt und herausgegeben von Felix Philipp Ingold, mit gutem Gewissen als literarisches Ereignis erster Güte bezeichnen ... Umso wichtiger scheinen mir Bücher wie das vorliegende zu sein, nicht, um zum tausendsten Mal bekannte Stereotypen herunterzubeten, sondern um eine Haltung zu lernen, mit der man dem Tod und der Barbarei begegnen kann, aber auch um zu lernen, wie viel Stärke man aus dem eigenen Denken und dem Denken der anderen ziehen kann, soweit es auf Vervollkommnung und nicht auf Vernichtung zielt. Zumal in höchster sprachlicher Qualität.«
Jan Kuhlbrodt, fixpoetry.de, 07. September 2012
»Indem er auf ihre frühen, verschütteten Möglichkeiten zurückgreift, verwandelt Vildé das Tagebuch und den Brief in eine neue Ausdrucksform des Widerstandes.«
Magnus Klaue, der freitag, 13. Juli 2012