Paradigmenwechsel der Schinkelforschung
„Schinkels Motive“ ist ein Anstoß zu einem Paradigmenwechsel in der Betrachtung des Werks eines der bedeutendsten Architekten und Künstlers des 19. Jahrhunderts. Im Zentrum steht die genuine Doppelbegabung Karl Friedrich Schinkels. Der Autor weist in dieser ungewöhnlichen Untersuchung auf Motive und Motivation Schinkels zu einer neuen Bildsprache hin. Der Architekt Karl Friedrich Schinkel (1781-1842) ist berühmt für seine Berliner Bauten. Weniger bekannt ist, daß der Künstler Zeit seines Lebens Bilder malte, die in ihrer Qualität an die Arbeiten von Caspar David Friedrich oder Philipp Otto Runge heranreichen. Dieser genuinen Doppelbegabung geht Jörg Trempler in seinem Buch „Schinkels Motive“ nach. Es wird deutlich, daß Schinkel frei zwischen architektonischen Entwürfen und bildlichen Visionen kombinierte. Tremplers legt offen, daß hinter den Motiven ein überraschender Plan steckte: Schinkel verfolgte den Gedanken einer neuen Bildsprache, die er sowohl für seine Malerei als auch für seine Architektur anwenden konnte. Mit diesem motivischen Blick auf sein Werk treten nicht allein die zahlreichen Bilder, Entwürfe und Theaterdekorationen wieder stärker hervor, der Leser gewinnt auch einen neuen Blick auf die Architektur. Sah man in den letzten Jahren in Karl Friedrich Schinkel den Wegbereiter einer konstruktiven Moderne, erscheint der oftmals allzu kühl und rational dargestellte Künstler nach der Lektüre von „Schinkels Motiven“ überraschend bunt. Seine Architektur erscheint plötzlich „malerisch“. Damit aber wird eine Forderung des Künstlers selbst eingelöst: „Das Kunstwerk der Baukunst soll ganz körperlich in sich eingehen lassen und vielseitig aufnehmen, was dem Bilde und mit der Imagination möglich ist.“ Mit einem Essay von Kurt W. Forster über "Schinkels Architektonisches Lehrbuch"