Ein kompromissloser Blick auf unseren Umgang mit dem Schmerz und die heutige Gesellschaft
Heute herrscht überall eine Algophobie, eine generalisierte Angst vor Schmerzen. Jeder schmerzhafte Zustand wird vermieden. Verdächtig sind auch Liebesschmerzen. Die Schmerztoleranz sinkt rapide. Die Algophobie hat eine Daueranästhesierung zur Folge.
Wie bereits in seinem Essay Müdigkeitsgesellschaft geht Han in seiner Analyse von einem grundlegenden Paradigmenwechsel unserer Gesellschaft aus. Auch die Psychologie folgt dieser Entwicklung und geht von der negativen Psychologie als Psychologie des Leidens zur Positiven Psychologie über, die sich mit Wohlbefinden, Glück und Optimismus beschäftigt. Der Essay zeigt, wie sich die Algophobie ins Gesellschaftliche verlängert. Konflikten und Kontroversen, die zu schmerzhaften Auseinandersetzungen führen können, wird immer weniger Raum gegeben. Die Algophobie erfasst auch die Politik. Konformitätszwang und Konsensdruck nehmen zu. Eine Postdemokratie macht sich breit. Sie ist eine palliative Demokratie. Der Essay bezieht aktuelle Ereignisse wie die US-amerikanische Opioid Krise oder auch die Corona-Pandemie in seine Analyse ein. Angesichts der Pandemie erweist sich die Palliativgesellschaft als eine Gesellschaft des Überlebens.
Buch
ISBN: 978-3-95757-269-1 9783957572691
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Veröffentlicht: 2020
Reihe: Fröhliche Wissenschaft Bd. 169
Schlagworte: Philosophie, Transparenzgesellschaft, Müdigkeitsgesellschaft, Gesellschaftskritik, Burnout, Gegenwartsphilosophie, Gesellschaftstheorie, Gegenwartskritik, Ideologiekritik, Neoliberalismus, Schmerz, Schmerztherapie, Anästhesie, Körperpolitik
»Han schreibt sich erneut tief in die finsteren Abgründe der digitalen Marktgesellschaft ein.«
Björn Hayer, Der Spiegel