Ein Bauernhof, eine Kleinstadt, ein Haus am Fluss, eingebettet in das durch Eiszeitgletscher geformte Geländeprofil Süddeutschlands. Sie bilden den Erfahrungsraum dieser autobiografischen Erzählung, in dem sich die deutsche Geschichte spiegelt. Die äußere Gegend wird dabei zur inneren Landschaft. Aufgewachsen in einem Landstrich, der lange nicht alles preisgegeben hat, was im Nationalsozialismus etwas gegolten hat, vor allem Zucht, Unterordnung und Gehorsam, sind es besonders ältere Geschichten, die sich in der Landschaft wie im eigenen Leben Volker Demuths eingelagert haben, Geschichten von Aufbegehren, Freiheitsdrang und einem schwierigen Glück. Vom Bauernkrieg des 16. Jahrhunderts über den Zweiten Weltkrieg und die Adenauer-Zeit bis in die globalisierte Gegenwart führt die literarische Reise durch Erinnerungen, Bedeutungen und Mythen. Die Lebensorte werden dabei zum Fahndungsraster einer schmerzlichen und zuletzt befreienden Spurensuche und dem Versuch einer Antwort auf die Frage, wo man hingehört und wer man ist.
»Demuths poetische Reflexionen werden von frühen Erinnerungen strukturiert. Der Text lässt die unterschiedlichen Zeitschichten, aus denen sich die Landschaft bildet, ineinanderfließen. Wie Max Frisch dringt auch Demuth in die Vertikale der Landschaft ein, weitet sich die Zeit mittels der Landschaft über die Epoche des bürgerlichen Individuums. Mit dieser Suche nach Dimensionen des Menschseins im Jenseits des Homo oeconomicus gehen Zeitmaße einher, die nicht mehr in Stunden rechnen oder Tagen oder überhaupt in Einheiten, die an der menschlichen Lebensspanne kalibriert wurden. Wir begeben uns in einen Kosmos aus differierenden, wie ineinander verschlungenen Zeiten.«
– Frank Raddatz, SWR
»Volker Demuth erzählt von seinen Kinderspielen und Entdeckungsreisen im Haus und auf der Bühne (schwäbisch für Dachboden) und geht dabei bis zurück zum Bauernkrieg im 16. Jahrhundert. Offen spricht er von den demütigenden Erfahrungen und von seiner Flucht in die Literatur, wie es vielen geht, die an der Realität sonst verzweifeln müssen. Spannend ist sein Nachforschen über seine Vergangenheit, die Vorfahren, und was von ihnen ihn so geprägt haben mag, dass er es, auf seine Art, immer noch nicht richtig fassen kann.«
– Georg Patzer, Literaturkritik.de
»Nicht um den Blick nach innen soll es gehen, sondern um den nach draußen, auf die Landschaft und die sozialen Erfahrungen, die einen prägen. Demuth beschreibt sich als ›Kind der Arbeiterklasse‹. Wie bin ich als Kind einer Herkunftswelt, in der keine Bücher gelesen wurden, zum Schreiben gekommen, fragt er sich und antwortet: ›weil ich nie vergessen konnte, wo ich herkam‹. ›Lebenslandschaft‹ meint bei Demuth eine Natur, in der die menschliche Geschichte ihre Spuren hinterlassen hat. ›Landschaft ist Zeit‹ heißt es einmal programmatisch, sie hat ein Gedächtnis.«
– Rolf Spinnler, Stuttgarter Zeitung
»Ein packender autobiographischer Text, der ganz und gar authentisch wirkt und durchaus neben Walter Benjamins Bericht ›Berliner Kindheit um 1900‹ bestehen kann. Seinen ›Gedächtnisstaub‹ ausbreitend betreibt Volker Demuth seine ›Archäologie des Abwesenden‹. Demuth gelingt es überzeugend, indem er bemerkenswert offen von seinen Erfahrungen spricht, das kollektive Geschick seiner Generation der in den 1950-1960er Jahren Geborenen aufzurufen.«
– Rainald Simon, Fixpoetry
»Volker Demuth legt mit seinem aktuellen Buch einen wahrnehmungsstarkenText vor, der sich bewusst einer Gattungszuschreibung versag. Er ist eine akribische Land-Vermessung und moderne ›Heimatkunde‹ in einem.«
– Anton Knittel, Heilbronner Stimme
»Bilder- und gedankenreiche Konstellationen der Erinnerung. Es ist ein sehr persönliches Buch. Was für schöne und wahre Sätze und was für ein eigenpolitisches Buch, in dem deutsche Geschichte nicht nur gestreift sondern durchdrungen wird – von den Bauernaufständen über Luther und Melanchton, Bismarck streifend, das Dritte Reich, die 68er … ins Heute.«
– José Oliver, Mittelbadische Presse
»Demuth zeigt Landschaft als sedimentierte Geschichte; wie ein Archäologe gräbt er Bruchstücke des individuellen und kollektiven Gedächtnisses aus und fügt sie zusammen. Beobachtungsgabe und Assoziationsreichtum sind verblüffend. Es gelingen ihm poetische Wörter wie ›Herkunftsgepäck‹ oder ›Gedächtnisstaub‹. Demuths vielschichtige Erzählweise gibt dem Buch eine Tiefe, die man in wissenschaftlichen Abhandlungen über Heimat oft vergebens sucht.«
– Wolfgang Alber, Literaturblatt