Neapel ist von der Entzauberung der Welt verschont geblieben, und doch ist es eine moderne Stadt. Schon geologisch doppelbödig, hat es eine Affinität zum Zwischenreich ausgebildet : Transgender und Geister, Adoptionsgemeinschaften als Familien, anonyme Totenschädel als Vorfahren. Ulrich van Loyen begibt sich mit seinem wissenschaftlichen Reisebuch in diese Schwellenzonen und versucht, anhand der Totenkulte die Matrix dieser Stadt zu entschlüsseln. Dabei leitet ihn weniger die europäische Hochkultur, für die Neapel eine dauernde Fremdheitsressource darstellt, als vielmehr die teilnehmende Beobachtung am Leben der sogenannten einfachen Leute. In den Gassen der Sanità, in den Unterkirchen der »Seelen im Fegefeuer«, bei Camorristi, die sich als Sozialhelfer geben, durch die Freundschaft mit Seherinnen, die die Toten zum Sprechen bringen und damit den politischen Klientelismus stürzen wollen, wird unter anderem deutlich, dass der Alltag das größte aller Geheimnisse, die Familie ein Mysterium und die Stadt eine permanente Krise bedeuten. Davon kann man mit Neapel erzählen, und damit erzählt Neapel uns.
Buch
ISBN: 978-3-95757-471-8 9783957574718
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Veröffentlicht: 2018
Schlagworte: Mafia, Totenkult, Das Geheimnis des Bösen
»...van Loyen [erzählt] einen ethnologischen Gespensterroman. [...] Van Loyen zeigt, wie die rituelle Hebung des Todes zu einer Vergemeinschaftung von unten führt, die in der politischen Zerfallslandschaft Italiens vielleicht eher symptomatisch ist als kurios.«
– Ronald Düker, Die ZEIT
»Ein ungewöhnliches Buch hat Ulrich van Loyen mit "Neapels Unterwelt" geschrieben, ein wissenschaftliches Werk und einen Erlebnisbericht in einem.«
– Thomas Steinfeld, Süddeutsche Zeitung
»Eines der ganz besonders interessanten Sachbücher dieses Jahres.«
– Tomas Fitzel, rbb Kulturradio
»Die Arbeit ist voller scharfsichtiger Beobachtungen, luzider Erklärungen und kluger Schlüsse, und sie ist auch sprachlich ein Lesevergnügen.«
– Carolin Kusoch, H-Soz-Kult
»Amüsant und lesenswert.«
– Stefan Winkler, Kleine Zeitung
»Als „ethnologisches Reisebuch“ wird van Loyens Darstellung im Klappentext bezeichnet. Das ist eine treffende Charakterisierung des ebenso unterhaltsamen wie gelehrten Werks. [...] Eine kulturelle, sinnhaltige Topographie der Stadt.«
– Kai Nonnenmacher, Romanische Studien
»Es ist schon so, dass mir Lektüren wie diese das Reisen ersetzen. Also auf nach Neapel!«
– Jan Kuhlbrodt, piqd