Ein verzauberndes Buch über die flüchtige Handschrift von Geschmäckern und Aromen in unserem wechselvollen Leben.
Als Ryoko Sekiguchi den Küchenchef eines beliebten Bistros in einem Vorort von Tokio nach dem servierten Gemüse fragt, das schon nicht mehr zur Saison passen will, antwortet er: »Da ich sehr viel älter bin als Sie, weiß ich nicht, ob ich dieses Gemüse auch im nächsten Jahr noch genießen darf.«
Wie viele Jahreszeiten birgt ein Jahr, ein Leben, eine Küche? Was ist eine »sai sonale Frucht«? Hat auch ein Fisch »Saison«? Nagori, wörtlich »der Abdruck der Wellen«, bezeichnet in Japan die Wehmut der Trennung im Vergehen der Jahreszeit, Wehmut nach diesem letzten Genuss am Ende der Saison. Der Geschmack von Nagori ist der des bevorstehenden Abschieds und der Sehnsucht nach Wiederkehr. Dieses verblüffende und im Wortsinne geschmackvolle Buch ist nicht nur eine Einladung, die kunstvolle Poetik und Küche Japans zu entdecken. Es hinterfragt auch die unterschiedlichen, unser Leben bestimmenden Zeitlichkeiten und stellt uns die Lebensmittel als eigenständige Wesen vor. Die literarische, kulinarische und kulturelle Reise von Japan über Rom nach Paris zu großartigen Köchen, köstlichen Gerichten und unbekannten Zutaten ist eine kurze Ästhetik über die flüchtige Handschrift von Geschmäckern und Aromen in unseren Körpern und die Erinnerung in den Landschaften und nicht zuletzt in der Literatur.
Buch
ISBN: 978-3-95757-956-0 9783957579560
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Auflage: 3
Veröffentlicht: 2020
Originaltitel: Nagori 名残 (Französisch)
Schlagworte: Japan, Essen, Kochen, Sushi, französische Gegenwartsliteratur, Jahreszeiten, Abschied, Kulturunterschiede, Jahreszeitenwechsel
»Die japanische Kultur hat für diese Wehmut einen Namen: nagori. Die japanische Lyrikerin, Autorin und Übersetzerin Ryoko Sekiguchi hat darüber ein fabelhaftes Buch geschrieben, in dem sie ›Die Sehnsucht nach der von uns gegangenen Jahreszeit‹ mit so feinen Bildern und Stimmungen beschreibt, dass ich mich bei der Lektüre auf ganz aussergewöhnliche Weise verstanden und getröstet fühle.«
– Christian Seiler, Tagesanzeiger