Wo ist Halt, wo Haltung? Woran sich festhalten? An einer der herrschenden Ansichten, am Widerspruch zu ihnen, an den Schulmeinungen der Philosophie, am eigenen schwankenden Urteil? Hannes Böhringer hält sich an die Vernunft der Sprache. Denn die ist spendabel, großzügig und freigiebig. Sie gewährt Freiheit und gibt Halt. Sie schenkt dem Subjekt, das sich zum Gegenstand, zum direkten Objekt gemacht hat, den Dativ. Der Dativ ist existenziell. Das Ich muss sich nicht mehr in seiner Subjektivität versteigen und verliert sich auch nicht in der Objektivität. Das Ich findet sich indirekt im Dativ: Ihm ist etwas passiert, begegnet, zugestoßen, eingefallen. »Die Sprache schließt mich ein. Ich entkomme ihr nicht. Aber sie lässt mich frei. Ich bin drinnen und nach draußen entlassen ins Geschehen, in das, was passiert, ins Leben. Aus der Gegebenheit wird Begebenheit, Ereignis. Draußen ist frische Luft. Je näher ich an die Sprache heranrücke, je näher sie mir kommt, desto mehr werden aus Gegenständen Geschehnisse.« Die Enge des Alltags öffnet sich, wir sehen klarer auf die uns umgebende Welt, wenn wir sie mit den Augen Hannes Böhringers sehen lernen.
Buch
ISBN: 978-3-95757-954-6 9783957579546
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Veröffentlicht: 2021
Reihe: Fröhliche Wissenschaft Bd. 173
Schlagworte: Philosophie, Alltag, Ereignis, Philosophie des Alltags, postmodern, Essays, Lebensphilosophie, Dativ, Sprache, Sprachphilosophie, Erleben, Gegenwartsphilosophie, Postmoderne
»Keine leichte Lektüre, aber voll mit lohnenden Erkenntnissen, wie etwa: „Man kann der Sprache nicht misstrauen, ohne sich letztendlich doch wieder auf sie zu verlassen.«
– Georg Renöckl, Falter