Kakaogeschmack
Buch

Kakaogeschmack

Koloniale Ästhetik und kollektive Taste Tanks

176 Seiten, gebunden
Preis: 24,00 €
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Die Geschichte des Geschmacks am Kakao ist die Geschichte einer neuen Kolonialware, die im 17. und 18. Jahrhundert auf die europäische Gesellschaft und Philosophie der Aufklärung trifft. Die neu begründete philosophische Ästhetik ermutigte weiße Europäer:innen, auch im Geschmack ihre mündige Selbständigkeit zu beweisen, und verdrängte zugleich die Gewalt einer Versklavungsökonomie, die den Stoff dieser neuen Sinnlichkeit allererst lieferte. Immanuel Kant begründet die Autonomie des denkenden und selbstbewusst urteilenden Bürgers und genießt derweil auf Königsberger Abendgesellschaften Erzeugnisse aus Sklavenarbeit. Es ist die Versklavung, die die neue Kultur des Geschmacks ermöglicht.

Am Beispiel des Kakaos zeichnet der Band nach, wie ein Getränk, das zunächst als bitteres und kaltes nicht schmeckte, in Europa zum Modegetränk wurde und welche Kolonial-, Klassen- und Geschlechtergeschichte sich in der neuen Substanz spiegeln. Denn Kakao wurde durch koloniale Gewalt zu einer globalen soft drug, und Schokolade ist im globalen Norden tägliches Konsumgut, in Teilen des globalen Südens aber bis heute Motor von Plantagenökonomie und Kinderarbeit. Gegenwärtig gibt es ein Bemühen, Geschmack zu finden an neuen, gerechteren Gefügen des Genusses. Den Geschmack am Verbrauchen zu verlernen ist ein widersprüchliches Vorhaben. Aber wie die queerfeministischen Feel Tanks mit ihrer Idee der »public feelings« zeigen, kann ein kollektiv verkörperter Geschmack in einem Taste Tank aufgespürt und anders eingeübt werden.

Buch
ISBN: 978-3-7518-9022-9
Verlag: August Verlag
Erscheint vorauss.: 16.01.2025
Schlagworte: Kulturwissenschaft, Kulturgeschichte, Kulturelle Aneignung, Kakao, Postkoloniale Theorie, Postkolonialismus, Affekttheorie, Ästhetik, Philosophie, Rassismus, Kant, Wirtschaftsgeschichte, Weltwirtschaft, Sklavenhandel, Sklaverei, Lauren Berlant, Jane Bennett, Philosophie des Alltags, Schokolade, Affekte, Geschichte des Geschmacks, Geschichte des 18. Jahrhunderts, Philosoph der Aufklärung, Akteur-Netzwerk-Theorie, Queer Studies
  • Ulrike Bergermann

    Ulrike Bergermann ist Professorin für Medienwissenschaft an der HBK Braunschweig mit Forschungsschwerpunkten in Gender und Postcolonial Studies. Nach Publikationen zur Wissenschaftsgeschichte von Gebärdensprachforschung (Ein Bild von einer Sprache, 2000; Disability Trouble. Ästhetik und Bildpolitik ... mehr