Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2021 und den Preis der Leipziger Buchmesse 2022
Der deutsche Logiker Gerhard Gentzen zählte zu den genialsten seines Fachs. Doch wer erinnert sich an ihn? Dietmar Dath macht sich in diesem erstaunlichen, mitreißenden Roman mit Laura und Jan auf die Suche nach jemandem, an den sie sich nicht mehr erinnern. Der Leser betritt einen Denkraum, in dem nicht nur Gerhard Gentzen aufritt, sondern auch noch ganz andere Figuren: Dietmar, der seit zehn Jahren an einem Roman über einen berühmten Logiker schreibt, aber auch Frank Schirrmacher, der sich den Kopf über das Internet zerbricht, Jeff Bezos, Ruth Garrett Millikan, eine schiefe Tante und ein geheimnisvolles Wesen, das das Leben auf der Erde erheblich in Gefahr bringen wird. Das ganze Personal dieses großen Romans stellt sich in den Dienst der Suche nach der Grundlage unseres Lebens in der Gegenwart: der schier unendlich scheinende Rechenleistungen der Computer. Sie ermöglicht die Flugbuchungen, die Verteilung von Impfstoffen oder Hilfsgütern, die Steuerung der Atomwaffenarsenale oder die detaillierte Abbildungen eines Lebens durch Likes und Kommentare in den sozialen Medien, die es nicht gäbe, wenn Programme nicht die Funktionsweise von Programmen überprüfen könnten. Dass sie das können, hat wiederum mit Gerhard Gentzen zu tun. Kunstfertig und temporeich, humorvoll und immer wieder überraschend schreiben diese vielen Erzählstränge selbst ein Programm – If Then GoTo –, das uns die Chancen und Möglichkeiten der Rechentechnik der Gegenwart erleben lässt und unerwartete Ergebnisse ausspuckt: Science Fiction eben, was sonst.
»Wer sich von klassischen Erzähl- und Harmonie-Vorstellungen verabschiedet, wer diesem faszinierenden Roman umweltoffen begegnet, der spürt wahrhaftige Schönheit, der übersteigt wie in Trance das Gewöhnliche und ahnt nicht nur den anfänglichen Hunger Gentzens, der immer auch ein Hunger nach Erkenntnis war, sondern auch, was gemeint ist mit diesem letzten Satz auf Seite 591: ›Das Einzige, was sich von selbst versteht, ist das Ende.‹«
– Jan Drees, Deutschlandfunk
»Dath kann hinreißend szenisch schildern, ein kippendes Gespräch, ob beim Abendessen oder an der Front, eine Freundschaft auf der Kippe zur Liebe, sich selbst am Kipppunkt zwischen bohrendem Selbstzweifel und triumphaler Selbstbehauptung.«
– Wolfgang Schütz, Augsburger Allgemeine
»Man ahnt, [...] dass eine Bewegung, wenn sie mit dem perennierenden, zerstörerischen Schwachsinn unserer Tage ernsthaft Schluss machen will, sich schleunigst die Voraussetzungen des ganzen [...] kaum je reflektierten Computerzeugs draufschaffen sollte, seine Sprache, seine Logik, seine Schlüsse, seine Mathematik. Davon, aber bei weitem nicht nur, handelt diese tausendsträngige moralische Erzählung, die ganz und gar bei Sinnen ist und noch lange nicht auserzählt. Sie ist eine Zumutung, aber eine notwendige.«
– Daniel Bratanovic, junge Welt
»Man muss Daths Analysen nicht zustimmen, um in seiner Literatur ein Antidot zum geistigen Verfall zu erkennen. ›Gentzen oder: Betrunken aufräumen‹ lässt uns über den Wert von Logik, Theorie und Philosophie neu nachdenken.«
– Thomas Hummitzsch, der freitag
»Wie das Prag Mitte des 22. Jahrhunderts auf einem von den ›falschen Farben‹ veränderten Planeten aussieht, was mit den neu gestalteten Bewohnern passiert, wie dies unter Umständen auch mit anderen Teilen aus Daths erzählerischem
Werk zusammenhängt, all das schildert der Autor in einer fast schon verstörend schönen poetischen Dichte in einem Stück Prosa, das zum Besten gehören dürfte, was die Science-Fiction derzeit zu bieten hat.«
– Florian Schmid, neues deutschland
»Dietmar Dath legt mit ›Gentzen oder: Betrunken aufräumen‹ ein intellektuell und literarisch spektakuläres Werk vor, mit dem er unsere durch Algorithmen bestimmte digitale Welt vermisst und nach unserer Zukunft fragt.« – Karsten Herrmann, Literaturkritik