Die Wahrheit ist oft unwahrscheinlich!
Die Wahrheit ist oft unwahrscheinlich!
Am 2. Juli 1816 zerbrach die auf Grund gelaufene Fregatte Medusa vor der Küste Afrikas. Da nicht genügend Rettungsboote an Bord waren, wurde ein Floß gezimmert, auf dem nicht weniger als 150 Personen untergebracht wurden. Ohne Skrupel entfernten sich die Rettungsboote und ließen das weitgehend manövrierunfähige Gefährt zurück. Als das Floß durch Zufall nach zwölf Tagen entdeckt wurde, befanden sich nur noch fünfzehn Personen am Leben.
Der vorliegende Romanbericht zweier Überlebender beschreibt eindrucksvoll den Kampf auf hoher See sowohl gegen den Hunger als auch gegen die Leidensgenossen. Berühmt wurde der Text nicht nur durch die erstaunlich nüchterne Schilderung von Meuterei und Kannibalismus, sondern auch durch die politische Bedeutung, da nicht wenige Zeitgenossen in diesem Schiffbruch ein Bild des Staatsschiffs sahen. Die Medusa wurde sofort als allégorie réelle auf die Zustände im nach-revolutionären Frankreich bezogen.
Der Bericht lieferte aber auch den Impuls für eine der imposantesten Bildfindungen der Moderne. Gaben die beiden Autoren den politischen Misständen durch ihre Beschreibung des Schiffbruchs eine Stimme, so gab der junge Théodore Géricault ihm mit seinem gleichnamigen Monumentalgemälde ein Gesicht.
In seinem Essay geht Jörg Trempler auf die Beziehung zwischen Textquelle und Bildgestalt ein. Er kommt über die Rezeptionsgeschichte des Gemäldes auf aktuelle Fragen zur Bildpolitik zu sprechen und zieht eine Parallele zur heutigen Livebildberichterstattung.
Ebook
ISBN: 978-3-88221-164-1 9783882211641
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Veröffentlicht: 2012
Schlagworte: Kunst, Fotografie, Nautik, Seefahrt, Frankreich
»erstaunlich[...] ist die große Bedachtheit und Sachlichkeit, mit der die beiden Überlebenden ihren lesenswerten Bericht verfasst haben. [...] Sie waren bemüht das Räderwerk des Verhängnisses, in das sie geraten waren, so exakt wie möglich abzuzeichnen. Das gibt der Lektüre einen kühlen, beobachtenden Zug, selbst dort, wo die Autoren ihre eigenen Leiden beschreiben.«
– Malte Oppermann, Die Tagespost
»[Jean-Baptiste Henry Savigny verfasste] einen umfangreichten und detaillierten Bericht«
– Rüdiger Sareika, Internationale Peter Weiss-Gesellschaft