Viktor Jerofejews epischer Roman ist ein brillantes Schelmenstück, das vom Aufstieg Putins handelt, der als Großer Gopnik das verkörpert, was eigentlich nicht möglich sein sollte: einen Halbstarken, einen Rowdy, einen Proll, der nicht nur bis in die höchste Machtzentrale vordringt, sondern sich dort auch hält. Das kann sich nur jemand ausgedacht haben! Aber wer? Jemand, der von seiner Mutter für talentlos gehalten wird und dessen Vater wegen der Veröffentlichung eines kritischen Texts seinen Posten als hochrangiger Diplomat verliert, ein Autor, der niemals so radikal wie seine Schwester O. sein wird, die dem postsowjetischen Russland mithilfe der Pornografie den Spiegel vorhält, und der trotzdem mehr als einmal aus dem Schriftstellerverband fliegt und heute im Exil in Deutschland lebt. Und so erzählt Jerofejew die Geschichte des heutigen Russlands aus der Perspektive des Schriftstellers – dem es freisteht, sich durch Zeit und Raum zu bewegen, Figuren auf- und abtreten zu lassen, Dinge dazuzuerfinden und Erlebtes, Gehörtes und Gesehenes als Schwindel zu entlarven. Jerofejew wagt nicht weniger als eine literarische Erklärung für das, was heute passiert: Der Große Gopnik ist eine rasante und ironische, zuweilen auch zynische Bewegung durch Zeit und Raum, in der sich Stalin, Putin und die Eltern des Schriftstellers, seine Schriftstellerkollegen und seine Frauen wie zum Abendessen an einem Tisch wiederfinden, um die eine unlösbare Frage zu stellen: Wie konnte es nur so weit kommen?
Ebook
ISBN: 978-3-7518-0936-8 9783751809368
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Veröffentlicht: 2023
Schlagworte: Russland, Ukraine, UDSSR, Stalin, Putin, Proletkult, Zeitenwende, Übersetzung, Russische Literatur, Autofiktion
»Dieser Roman ist poetische Epiphanie und Realsatire zugleich, die einzig angemessene literarische Form, um ein Land zu fassen, dessen politischen Grundmodus Jerofejew passend ›magischen Totalitarismus‹ nennt.« – Ijoma Mangold, Die Zeit
»[Jerofejews] diagnostisches Spiegelbild seiner Heimat und deren Machthaber ist der Roman der schicksalhaften Stunde.« – Kerstin Holm, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»In seinem neuen Roman (...) hat der russische Schriftsteller Viktor Jerofejew ein surreal-düsteres Bild seiner Heimat gezeichnet.« NZZ