In einer Phase von Selbstzweifeln und Depression gerät Emmanuel Carrère in eine Krise des Unglaubens. Er wendet sich dem Christentum zu und versucht, sich zum Glauben zu überzeugen. Nach einer Zeit der intensiven Auseinandersetzung mit den Ursprüngen des Christentums und dem Versuch, konsequent den christlichen Idealen zu folgen, gerät er in eine zweite Krise, eine Krise des Glaubens. In radikaler Ehrlichkeit stellt sich der vernunft- und psychoanalysegeprägte Pariser Intellektuelle der Gretchenfrage und der eigenen Tradition : Was bedeutet uns der Glaube, was uns persönlich und was unserer Gesellschaft ? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, vertieft er sich in die Anfänge des Christentums, er findet Identifikationsfiguren in Paulus, dem Revolutionär, Lukas, dem Intellektuellen und fragt nach der Kraft, mit der es ihnen gelang, etwas zu glauben, was niemand sonst glaubte und eine so machtvolle Tradition zu begründen. Er bringt diese überaus fesselnde frühe Geschichte des Christentums, voll politischer und gesellschaftlicher Unruhen und Intrigen, dem Leser so nahe, dass dieser unmittelbar herausgefordert wird, sein eigenes Verhältnis zur Tradition und zum Glauben zu hinterfragen.
Carrère gelingt es in diesem einzigartigen und brisanten Buch, seine eigene Lebens- und Glaubensgeschichte mit der historischen Handlung zu verweben und den Leser mit den unendlichen Facetten des Glaubens und Nichtglaubens zu konfrontieren. Ob ablehnend oder bejahend : An den Fragen des Glaubens kommt heute niemand vorbei.
Ebook
ISBN: 978-3-95757-294-3 9783957572943
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Veröffentlicht: 2016
Originaltitel: Le Royaume (Französisch)
Schlagworte: Kirche, Frankreich, Säkularität, Glaubensbekenntnisse, Religion, Limonow, Alles ist wahr
»›Das Reich Gottes‹ von Emmanuel Carrère ist kein Werk, das sich ›mit Religion beschäftigt‹ oder ›von den Anfängen des Christentums handelt‹. Es ist ein Buch, das den Leser in ein Gespräch verwickelt, in ein kompliziertes, tiefsinniges, tage-, wochen-, vielleicht lebenslanges Gespräch.«
- Richard Kämmerlings, Literarische Welt
»Ein großes Buch. Und es kommt zur rechten Zeit, weil das Thema - Glaube und Religion - vergiftet ist mit Gewalt und Fanatismus. [...] Es ist ein historischer Wälzer mit dem Sound einer lässigen Reportage, aber niemals kokett oder eitel.«
- Daniel Haas, Zeit Literatur
»Carrère lockt seine Leser in die ferne Zeit und Gesinnungswelt des ersten Jahrhunderts, indem er mit seiner eigenen metaphysischen Sehnsucht und spirituellen Suche beginnt.«
- Alex Rühl, SZ
"Wir können nicht anders als dabei sein, belehrt zu werden und ziemlich glücklich zu sein bei alldem."
- Andreas Idenschmid, 3sat
»Emmanuel Carrère formuliert zwar kein politisches Programm, ist aber „durchdrungen vom Wunsch nach tieferem Sinn und Gemeinschaft“. Die paulinische Dialektik der Weisheit scheint neue Möglichkeiten zu schaffen, den Glauben mit der Philosophie im Gespräch zu halten und damit auch die Gegenwartsliteratur aufregender zugestalten.«
- Willi Jasper, Der Tagesspiegel
»Carrère hat es geschafft, [seine] Figuren mit einer eigenen Stimme auszustatten, die aus der Nähe zu einem spricht, im Fall der deutschen Übersetzung in der unglaublich anmutigen Diktion von Claudia Hamm.«
- Hanna Engelmeier, taz
»[Eine] zwischen Faszination und Skepsis schwankende Nach- und Neuerzählung der Anfänge des Christentums, wie man ihr in dieser Mischung aus Souveranität der Stoffbeherrschung und flotter, moderner erzählerischer Brillanz sicher kein zweites Mal begegnen wird.«
- Tobias Eisermann, WDR 3
»Carrère ist mit diesem Buch etwas gelungen, das dazu dient, wackere Katholiken zu erschrecken und das ist gut, denn Literatur muss mitunter auch Terror sein. Richtiger Terror, insbesondere für die Gläubigen unter uns. Über dieses Buch kann man sich wirklich ganz wunderbar den Kopf einschlagen, andererseits ist es so brilliant und elegant konstruiert.«