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Der Band Black Box Leben stellt die Frage, was heutzutage vor dem Hintergrund der epistemischen und methodischen Verunsicherungen im theoretischen Zugriff auf die Kategorie des „Lebens“ im Schnittpunkt von Technik- und Medienphilosophie, Wissenschaftsgeschichte und Ästhetik zu denken sein kann. Da „Leben“ zwischen den unterschiedlichen Beschreibungsrahmen in viele, zum Teil inkompatible Bedeutungen zerspringt, wird es tentativ als eine Art Black-Box-Phänomen adressiert. Der Anspruch des vorliegenden Bandes ist es somit, ohne gesichertes Wissen über die Ontologie des Lebens zu generieren, dessen gleichwohl beobachtbare Funktionen und beschreibbare Verhaltens- und Ausdrucksmodi zu erörtern. Dabei wenden sich die Beiträge vor dem Hintergrund der gegenwärtig breit geführten Debatte um Biopolitik auch den Motiven einer Kontroverse zu, die seit dem 17. Jahrhundert um den Lebensbegriff zwischen den so genannten ‚Vitalisten‘ und ‚Mechanisten‘ geführt worden ist. Als Grundmotivation dient dem Band dabei die Intuition, dass der Antagonismus von determinierbarer Lebensmechanik und unbegreiflicher Lebensspontaneität das Spektrum der möglichen Beschreibungen von Lebensmanifestationen bei weitem nicht hinreichend abzustecken vermag. Ebensowenig ergibt es Sinn, Begriffe von Mechanik und Technizität sowie Artifizialität auf der einen Seite mit Spontanität und Natur auf der anderen Seite abstrakt zu kontrastieren. Auch Strategien der ästhetischen Verlebendigung können sich in unterschiedlichen Kontexten und auch jenseits der Künste als funktional für eine Bildung des Wissens vom Leben erweisen, auch wenn sie selbst epistemisch undurchdringlich bleiben. Inwieweit auch Hybridisierungen von biologischen und anderen Faktoren zentral sind für die Hervorbringung von Leben und lebendiger Zeit, die man dann vereinheitlichend „Geschichte“ oder „Evolution“ nennt, und wie auch Qualitäten und Momente des Unbelebten, des Nicht-Lebendigen und sogar des Toten konstitutiv für lebendige Prozesse sein können, wird in diesem Band, im Blick auf zeitgenössische Diskurse und Dispositive, verhandelt. Dem in vielen Hinsichten allzu statischen und normativen Diskurs der Lebenswissenschaften, die mit ihrem Anspruch auf einen privilegierten Zugang zum Thema auch wissenspolitisch zu dominieren versuchen, wird hier ein lebendiger Polylog zur Seite gestellt, der die dauernde Herausforderung nach Veränderbarkeit und Revidierbarkeit seiner eigenen Prämissen und Verständnisse vom „Leben“ als produktive Verunsicherung im Denken des Lebens explizit zulässt.